London - Das geplünderte Irakische Nationalmuseum hat schwere Vorwürfe gegen die USA erhoben. Die US-Truppen in Bagdad hätten die Plünderungen verhindern können, wenn sie einen Panzer "50 oder 60 Meter weiter" vor das Museum gefahren hätten, sagte der Forschungsdirektor des Museums, Donny George, am Dienstag bei einer internationalen Konferenz im Britischen Museum in London. Mitarbeiter des Museums hätten die Truppen "angefleht", den Panzer zu bewegen.

"Das hätte das Museum gerettet. Aber sie haben gesagt, sie hätten keine Anweisungen dafür und sind drei Tage weggeblieben", sagte George. Er schließe nicht aus, dass dies "absichtlich" geschehen sei, sagte der Forschungsdirektor. "Am ersten Tag, als sie die US-Truppen nach Bagdad reingegangen sind, haben sie das Ölministerium geschützt. Das war sehr gut geschützt. Aber sie haben nichts getan, um die irakische Geschichte zu schützen", kritisierte George.

Tragödie

George bezeichnete die Plünderungen als "Tragödie für die Menschheit". Die geraubten Kunstgegenstände entstammten einigen der ältesten Kulturen. "Die haben geraubt, was der gesamten Menschheit gehört", sagte George. Es stehe außer Zweifel, dass zu den Plünderern auch Profis mit genauen Fachkenntnissen gehört hätten. Sie hätten zum Beispiel spezielles Werkzeug bei sich gehabt, um Glasvitrinen öffnen zu können. Kopien hätten sie stehen gelassen und nur Originale mitgenommen.

John Curtis, der Nahost-Experte des Britischen Museums, sagte, die Plünderer hätten nicht nur gestohlen, sondern viele Jahrtausende alte Kunstschätze auch mutwillig zerstört. Auch das Archiv des Museums sei völlig verwüstet worden. Sein Wiederaufbau werde Monate oder Jahre in Anspruch nehmen.(APA)