ORF sucht Bodenhaftung mit neuem Programm: Kandidaten der Show "Powerplay" tun das so.

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CSI am Küniglberg: Mit der neuen Vertriebstochter Content Sales International wagt sich der ORF ins digitale Medienzeitalter. CSI bündelt sämtliche Vertriebsaktivitäten. Chefin Beatrice Riesenfelder hat besonders digitale Wege im Auge, mit denen sich Zuschauer über Online-Plattformen versorgen.

Schon jetzt können User unabhängig von Zeit, Ort und Kanal ORF sehen: Vorerst nur deutsche iTunes-Kunden laden etwa Wir sind Kaiser und Kottan ermittelt zu 1,49 Euro pro Folge. Die US-Videostation Hulu lässt über einen eigenen Kanal englischsprachige Universum-Dokus abrufen.

Wer Neues sehen will, ist hingegen weiterhin auf das "alte" Fernsehen angewiesen. Am Dienstag präsentiert der ORF seine Programmpläne. Üppig, denn: 2011 will Alexander Wrabetz wohl als Generaldirektor wiedergewählt werden, und Quoten sollen die Stiftungsräte überzeugen.

  • Den Show-Reigen eröffnet Samstag Christian Clerici beim Powerplay. Der ORF produziert nach britischem Vorbild mit ProSieben. Doris Golpashin, zuletzt bei Puls 4, formt ab 24. September Helden von Morgen. Amundsen und Scott spielen Hermann Maier und Tom Walek gegen ein ZDF-Team als Wettlauf zum Südpol um Weihnachten. Song Contest und Dancing Stars folgen. Eine neue Spielart der Millionenshow, die das ZDF mit Jörg Pilawa noch heuer nach dem britischen Vorbild The Million Pound Drop startet, "prüft" der ORF.
  • Filmische Denkmäler setzt die Anstalt mehrfach: Schlagerstar Udo Jürgens erhält eines mit Der Mann mit dem Fagott. Der Fernsehfonds steuerte 1,2 Millionen Euro bei. Historische Paarläufe zeigt das Leben über und unter Wasser von Lotte und Hans Hass in Das Mädchen auf dem Meeresgrund. Christiane Hörbiger und Peter Weck geraten in Meine Oma ist die Beste aneinander. Der mittelalterliche Held Isenhart verschafft sich in Kooperation mit ProSieben Respekt. Kriminal im ländlichen Milieu stellt Tobias Moretti unter Wolfgang Murnberger dar. Vergangenheitsbewältigung einer jungen Frau vermittelt Xaver Schwarzenbergers Löwenstein. Nina Proll und Heino Ferch drehen Das Verhör. Mit Sat.1 entsteht die Komödie Und Bollywood kam in die Berge. Wolfgang Böck löst in Willkommen in Wien lokale Morde. In Serie kommen Die Steintaler: Gregor Bloeb, Maya Henselek, Ulli Maier und Michael Niavarani bieten ausgelassene Steinzeit-Späße.
  • Dem Zug zur Dokusoap folgt der ORF. Dominic Heinzl läuft mit Blaulicht hinterher: Der Society-Mann pilotierte Fünfminüter für sein Dienstagsmagazin. Schuldnerberatung und mehr warten für Mittwoch in der Pipeline.
  • Diät für Dokus ist daraus die Konsequenz: Menschen & Mächte-Programmplätze bleiben rar. Werden sie vergeben, müssen sie Spektakel bieten. Die Anforderungen erfüllt Terror am Flughafen über Abu Nidals blutige Spur 1985 in Wien und Rom. Bruno Kreiskys 100. Geburtstag ebenso wie Karl Merkatz' Verdienste als Langzeit-quotengarant. Zweifel über Edmund Hillarys Gipfelsieg hegt First on Mount Everest. 3-D-Probeballons mit Naturdokus startet Universum. (Doris Priesching, DER STANDARD; Printausgabe, 21.9.2010)