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Matthias Schwab drückte den Austrian Open seinen Stempel auf. Jetzt drückt er wieder die Schulbank.

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Geglücktes Debüt für den 15-jährigen Steirer.

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Atzenbrugg - Als Anschieber von Zweier- oder Viererbobs, als Generalsekretär der Sporthilfe, als Sportdirektor des Golfverbands und - aktuell - als Geschäftsführer der Nationalen Anti-Doping Agentur (Nada) war und ist Andreas Schwab einer sportinteressierten Öffentlichkeit bereits ein Begriff. Jetzt ist er es auch als Vater. Mattias Schwab, sein 15-jähriger Sohn, hat die zur European Tour zählenden Austrian Open auf dem GC Atzenbrugg im Tullnerfeld als bester Österreicher und auf Rang 32 beendet, ein sensationelles Ergebnis, das auch den Herrn Papa überwältigte. "Ich hätte den Matthias", sagt er, "erst in zwei Jahren dort erwartet."

Schwab junior schloss mit einer 75er-Runde und insgesamt 283 Schlägen ab, zwölf Schläge hinter dem Spanier José Manuel Lara, der den Engländer David Lynn im Stechen um den Sieg bezwang. Schwab trat als Amateur quasi außer Konkurrenz an, und er soll zumindest drei Jahre lang noch Amateur bleiben. "Erstes Ziel ist nicht die große Golf-Karriere", sagt Vater Schwab, "sondern die schulische Ausbildung." Matthias besucht die 6B im BORG Radstadt, soll nach der Matura gemeinsam mit den Eltern entscheiden, welcher Weg eingeschlagen wird. Für seinen Bruder Johannes gilt Ähnliches, er geht in die fünfte Klasse und gilt im Golfsport als ebenso talentiert wie Matthias. Klarerweise golfen auch die Eltern, Andreas Schwab hat Handicap 4, Angela Schwab Handicap 17.

Seit die Buben vier, fünf Jahre alt sind, wird im Hause Schwab, wie Andreas sagt, "auf die sportmotorische Ausbildung Wert gelegt. Was die beiden machen, ist schon alles sehr geplant." Dabei ging und geht es aber nicht um eine mögliche Golf-Karriere . "Wir wollen die Kinder zu ordentlichen, ehrgeizigen und leistungsbewussten Menschen erziehen. Gelingt uns das, haben wir unseren Job als Eltern erfüllt. Der Sport ist, neben der Schule, ein sehr gutes Mittel dazu. Und wenn sie außerdem noch Erfolg haben, freuen wir uns darüber."

Von Wunderkindern will Schwab senior weder reden noch hören oder lesen. "Von Wunderkindern zu reden, davon sind wir weit entfernt. Wir bleiben da sehr, sehr nüchtern." Was also Matthias und/oder Johannes betreffe, so reiche die Bandbreite "vom möglichen Aufhören bis zur Europa- oder Weltspitze".

Rat und Tat

Matthias Schwab wurde auf seiner Schlussrunde von Hunderten Menschen begleitet, eine neue Erfahrung, die ihm anfänglich vielleicht zu schaffen machte. Auf den ersten neun Löchern spielte er vier Bogeys, vier Schläge über Par. Der Vater geht bei Turnieren nicht mit, das ist so vereinbart. Nur einmal am Sonntag hat Andreas Schwab den Weg von Matthias gekreuzt, nach der neunten Bahn. "Beginn bei null und sieh zu, dass du Spaß und Freude hast", so lautete der Rat. Auf den nächsten neun Löchern blieb Matthias immerhin eins unter.

Große Freude, viele Gratulanten. "Eine Riesengeschichte für den Matthias", sagte Markus Brier, in Atzenbrugg zweitbester Österreicher. Der 41-jährige Wiener hatte knapp gecuttet und sich am Ende mit einer 68er-Runde auf Rang 45 verbessert. Was den jungen Schwab betrifft, hofft Brier, "dass er seinen Weg ruhig weitergeht und der Hype um ihn jetzt nicht zu groß wird". Denn Brier, der seinerzeit vor dem Wechsel ins Profilager sein Studium abgeschlossen hatte, kennt "viele Talente, die in genau diesem Alter verheizt wurden".

Brier macht nun zwei Wochen Pause, sieht sich den Ryer Cup im Fernsehen an, muss im Oktober aufdrehen, will er den Klassenerhalt auf der European Tour schaffen. Schwab vertritt Österreich Ende Oktober bei der Amateur-WM in Argentinien - und drückt ab sofort wieder die Schulbank. (Fritz Neumann, DER STANDARD Printausgabe, 20. September 2010)