Gesamtgehzeit 4¾ bis 5 Stunden, Höhenunterschied knapp über 600 Meter. Unterberg-Schutzhaus durchgehend offen, von der zweiten Novemberwoche bis 8. Dezember Urlaub. ÖK25V Blatt 4206-West (Kleinzell), Maßstab 1:25.000; Freytag & Berndt Atlas Wiener Hausberge, Maßstab 1:50.000

Grafik: DER STANDARD

Seit Jahren schon bildet das beliebte Schutzhaus auf dem Unterberg eine kleine bayerische Enklave mitten in den Voralpen. Der Wirt stammt aus Bayern, kann und will seine Herkunft nicht verleugnen und bietet daher auch Weißwürste samt Laugenbrezeln an, die - nicht ganz den Usancen an der Isar entsprechend - auch nach dem Mittagsläuten kredenzt werden; mit Bier aus München natürlich.

Manche zieht es wegen der Kost auf den Berg, die meisten aber besteigen wegen der Aussicht den Gipfel, der in älteren Karten und Beschreibungen als Weißenstein aufscheint. Der Blick reicht vom Schneeberg über Rax, Gippel, Göller und Hochschwab bis zu den Gesäusebergen, vom südlichen Waldviertel über Ötscher und Reisalpe bis zum Wienerwald, der sich fast in seiner gesamten Ausdehnung zeigt. Wallfahrer, die nach Mariazell pilgern, suchen nur selten den höchsten Punkt auf, sie machen lieber bei der kleinen Kirche Maria Einsiedel nahe dem Schutzhaus Station.

Trotz seiner Beliebtheit hat der Unterberg auch seine einsamen und stillen Seiten, die Anstiege aus dem Norden werden relativ selten begangen, da sie steil und anstrengend, dafür aber überaus lohnend sind. Einer dieser Steige beginnt beim Dürrholzer Kreuz am höchsten Punkt der Straße von Ramsau nach Kleinzell und führt über den Mitterriegel. In der älteren alpinen Literatur wird er als "Brunnröhrensteig" bezeichnet, weil er stellenweise entlang einer Wasserleitung aus hölzernen Rohren führte. Von dieser ist aber nichts mehr zu sehen, auch ihr Zweck ist in Vergessenheit geraten; nur der Name hat sich erhalten.

Ab dem Blochboden muss man ohne Markierung auskommen, doch ist in dem freien Gelände die Orientierung kein Problem. Dafür bekommt man einen guten Eindruck von den weiten, romantischen Almen, die von kleinen Baumgruppen durchsetzt sind und freie Sicht nach fast allen Seiten gewähren.

Bei Nässe wird der Brunnröhrensteig sehr rutschig, was vor allem beim Abstieg unangenehm werden kann.

Die Route: Vom Dürrholzer Kreuz führt die rote Markierung - auch alte gelbe Marken - zuerst auf einer Forststraße, dann auf einem Steig in steiles Gelände, durch das man in vielen Serpentinen zum Blochboden ansteigt. Gehzeit 1¾ bis zwei Stunden. Dort hält man sich links und erreicht auf Steigspuren in einer weiteren halben Stunde den Gipfel. Weiter unmarkiert in Kammnähe nach Osten, auf schmalem Pfad gelangt man zum rotmarkierten Weitwanderweg, der nach rechts zum Unterberg-Schutzhaus führt. Gehzeit ab Gipfel eine Stunde.

Der Rückweg erfolgt auf der roten Markierung zum Blochboden, dort trifft man auf die Anstiegsroute, auf der man zum Parkplatz beim Dürrholzer Kreuz zurückkehrt. Gehzeit ab Schutzhaus 1½ Stunden. Die Tour lässt sich um eine Dreiviertelstunde verkürzen, wenn man vom Gipfel direkt zum Schutzhaus absteigt. (Bernd Orfer/DER STANDARD/Printausgabe/18.09.2010)