So sieht es momentan noch aus am neuen Hauptbahnhof. Geht es nach den Grünen, soll dort eine Modellschule entstehen.

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"Wir müssen sicherstellen, dass jedes Kind nach der Pflichtschule nicht nur perfekt Deutsch spricht, sondern auch seine Muttersprache - und ein bis zwei weitere Fremdsprachen". Die Wiener Grünen-Chefin Maria Vassilakou meint, das Thema Sprache müsse in den Mittelpunkt der Schule rücken und forciert werden - "und das sage ich jetzt nicht als Maria Vassilakou, die Grüne, sondern als Maria Vassilakou, die Linguistin". 

Der Sprachfokus ist aber nur ein Aspekt der "Schule der Zukunft", wie sie sich die Grünen vorstellen. Die Grundidee, die Vassilakou und Gemeinderat Christoph Chorherr vor Journalisten präsentierten: Eine autonome, Integration fördernde Schule mit glücklichen Lehrern und Schülern. "Das wäre ein ziemlicher Kulturbruch in der Schulpolitik", meint Chorherr. Die Grünen können sich vorstellen, dass auf dem Gelände des neuen Hauptbahnhofs eine solche Schule errichtet wird, die etwa 1.000 Schülern Platz bieten soll. Diese soll Vorbild für andere Schulen sein.

Autonomie in allen Bereichen

Diese soll eine öffentliche Bildungsstätte - und damit gratis - sein, aber die Qualitäten einer Privatschule besitzen. Oberstes Prinzip: Autonomie, was Personalauswahl, Verwendung von Finanzmitteln oder Gestaltung des Unterrichts angeht - unter Berücksichtigung des offiziellen Lehrplans. "Die Schule soll zum Beispiel selbst entscheiden, ob sie 50 Minuten oder eineinhalb Stunden Unterrichtseinheiten anbietet", erklärte Chorherr.

Organisiert werden soll die Schule über ein Vereinskonstrukt, ähnlich der Sir Karl Popper-Schule in Wien. Ein parteiunabhängiger Trägerverein wählt den Direktor, der sich dann wiederum das Lehrpersonal aussucht. "Ja, man muss sich auch von Lehrern trennen können", so Chorherr. Schule solle "Lern- und Lebensraum" sowohl für die Schüler als auch für die Lehrenden sein, so Vassilakou. "Das erfordert natürlich eine komplett neuartige Schularchitektur", ergänzt Chorherr.

Keine Schule für Eliten

Die Schule solle aber kein Eliteprojekt sein, sondern auch für besonders förderbedürftige Kinder Platz bieten. In Sachen Integration und den damit oftmals einhergehenden Problemen dürfe die Schule nicht die Augen verschließen, so Chorherr: "Da knirscht es, und das wissen wir". Man müsse Konflikte eben entsprechend aufarbeiten, was gut ausgebildete Lehrer, Trainer und Sozialarbeiter erfordere. Aber eines sei klar: "Jede Klasse verträgt nur einen bestimmten Anteil an besonders förderbedürftigen Schülern". (az, derStandard.at, 16.9.2010)