Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: reuters/china photo

Vieltausendfach über elektronische Medien verbreitet sich in China bitterer Spott über das Schwere Akute Respiratorische Syndrom (Sars): Zum Beispiel die "sechs Todesarten von Sars": Man könne ersticken, weil man sich den Mundschutz zu fest gebunden hat oder man werde beim Anstellen vor der Apotheke erdrückt oder man sterbe an Angstzuständen, weil ein Kollege Fieber bekommen hat. Wer im Bus huste, werde gelyncht. Wer das überlebe, werde von der Anti-Sars-Kampagne der Regierung zu Tode genervt oder er sterbe an Erschöpfung, weil er nur noch zu Fuß zur Arbeit geht.

Die Jugend in Peking und eine sich in häusliche Selbstisolation flüchtende Internetgemeinde befreien sich in Witzen von den auf ihnen lastenden Ängsten vor der atypischen Lungeninfektion.

Schwarzer Humor

Im Internet kursiert schwarzer Humor auch in Sketches: A: "Ich war wegen Lungenschmerzen beim Arzt." B: "Hast du Sars?" A: "Nein, mein Arzt hat mir herzlich gratuliert: Ich habe Krebs."

Die Pekinger Jugendzeitung hat das neue Phänomen als "Sars-Humor - Ein Lebensgewürz für atypische Zeiten" beschrieben. Dazu gehört auch das Rezept gegen Ansteckung: Ein Brei aus Knoblauch, Zwiebeln und "stinkendem Bohnenkäse", teils eingenommen, teils auf die Haut aufgetragen, garantiere einen zehn Quadratmeter weit reichenden Isolationsschutz.

Und welche Vorteile bietet Sars? Das Internet zählt unter anderem auf: Die Kriminalität sei zurückgegangen - weil die meisten Bösewichte zu Hause bleiben. Und die Menschen seien viel höflicher: Schon ein Hüsteln genüge, um im Autobus einen Sitzplatz zu bekommen. (Johnny Erling aus Peking/DER STANDARD, Printausgabe, 29.4.2003)