Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: APA/dpa/Büttner

... Während also Inspektor Columbo auf ORF 1 plattfüßig über die fatalen Lebensgewohnheiten von Luxusmördern mit gepunkteten Halstüchern strauchelt, bohrt man zur nämlichen Zeit in "Offen gesagt" auf ORF 2 in den Wunden der Allgemeinheit.

Auf roten Polstermöbeln vor himmelblauer Wand - "Mutti, sind die denn alle schon gestorben und in den Himmel gekommen?" - wird die sozusagen ontologische Unentrinnbarkeit der hiesigen Politik sinnfällig ausgestellt.

"Offen gesagt" muss von Jean-Paul Sartre in einem höhnischen Augenblick erfunden worden sein. Hinter geschlossenen Türen werfen einander die Verstandesvertreter der heimischen Funktionärskaste die Brocken ihrer Sprachlosigkeit an die tadellos geschorenen Köpfe. Kein einziges Argument, dass nicht schon tausendmal den glücklichen Besitzer gewechselt hätte. Die Hölle sind immer die anderen.

Man hasst einander für diese ewige Wiederkehr der immer gleichen Vorhaltungen: Verengt das Gesicht zu einem Hohnlächeln (der Wirtschaftsminister), um weniger Angriffsfläche zu bieten. Blickt gramzerfurcht und verantwortungsgebeugt drein wie Cato der Ältere (der Gewerkschaftsboss). Ein anderer Gewerkschafter verteilt ungefragt Pensionsbonifikationen. Er fühlt sich sprachlos wohl.

Spitzenvertreter der Wirtschaft tragen übrigens Hemden mit andersfärbigen Krägen. Zu sehen bei Sabine Christiansen. (poh/DER STANDARD; Printausgabe, 29.4.2003)