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Berlin - Peter Zadek ist der ungekrönte König des Berliner Theatertreffens. Mit genau 21 Einladungen führt der Regisseur die Bestenliste des Festivals deutschsprachiger Bühnen an. Im Jubiläums-Jahrgang zum 40jährigen Bestehen des Theatertreffens ist der Altmeister zwar nicht vertreten. Aber das kann im nächsten Jahr schon wieder anders sein. Nirgendwo sonst gilt bereits die Einladung an sich als Hauptgewinn. Beim Theatertreffen, das dieses Mal vom 2. bis 18. Mai stattfindet, werden so Karrieren gemacht: Der Marktwert der eingeladenen Regisseure, Schauspieler und Theaterintendanten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz steigt rapide.

Immer wieder drohte der "Bühnen-Olympiade" das "Aus"

Trotz immensen Staraufgebots - Dauergäste waren und sind neben Zadek auch Claus Peymann, Luc Bondy, Frank Castorf, Peter Stein und Christoph Marthaler - drohte der "Bühnen-Olympiade" in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder das Aus. Das Festival sei schon oft totgesagt und manchmal fast kaputt gespart worden, sagt der diesjährige Jurysprecher und Theaterkritiker Gerhard Jörder. Aber: Totgesagte leben länger.

Arena für die ästhetische Entwicklung und Veränderung im Theater"

Als Zerstreuung für die von der Mauer eingeschlossenen West-Berliner, aber auch als Vergleichsmöglichkeit der deutschsprachigen Bühnen untereinander, wurde das Theatertreffen 1964 als eigenständiges Festival ins Leben gerufen. Seit 1989 nehmen auch Bühnen aus Ostdeutschland teil. "Das Theatertreffen ist eine Arena für die ästhetische Entwicklung und Veränderung im Theater", so Jörder.

Vollständig vom Bund finanziert

Vor allem in den 90er Jahren musste das Festival hart um die immer knapper werdenden Zuschüsse aus Bonn kämpfen, die Jury wurde verkleinert, die Zahl der Einladungen reduziert, das Festival schließlich gerettet. Heute gehört das Theatertreffen ebenso wie die Berlinale und die Festwochen zu den Berliner Festspielen, die vollständig vom Bund finanziert werden. Das Theatertreffen hat einen Etat von 1,1 Millionen Euro.

Auswahl bleibt selten unwidersprochen

Ihrem Konzept blieben die Theatertreffen-Macher stets treu. Eine Jury aus namhaften Theaterkritikern lädt alljährlich im Mai die ihrer Ansicht nach "bemerkenswertesten" Inszenierungen der ablaufenden Saison nach Berlin ein. Diese Auswahl bleibt selten unwidersprochen und der Streit darüber ist ein mittlerweile fast lieb gewordenes Ritual.

Peymanns Gegen-Theatertreffen 2002

Zu viel Pop oder zu viel Klassik, zu viele Altmeister oder zu viele Anfänger, zu viel Etabliertes oder zu viel Off - die Meinungen von Theaterfans, Machern und Kritikern lassen sich selten unter einen Hut bringen. Im vergangenen Jahr war Claus Peymann, Intendant des Berliner Ensembles, so unzufrieden mit der Jury-Entscheidung, dass er kurzerhand eine Art Gegen-Theatertreffen in seinem Haus organisierte und dort einige der seiner Meinung nach zu Unrecht nicht eingeladenen Produktionen zeigte.

Publikum stört sich an Querelen nicht

Die Zuschauer stören solche Querelen nicht, die 20.000 Theatertreffen-Karten sind auch in diesem Jahr heiß begehrt. Die sieben Jurymitglieder begutachteten dieses Mal insgesamt 275 Regiearbeiten von Wien über Zürich bis München. Zehn Inszenierungen wurden ausgewählt, zu den gekürten Regisseuren gehören Andrea Breth (mit ihrer Akademietheater-Inszenierung von "Emilia Galotti"), Christoph Marthaler, Stefan Pucher, Frank Castorf (mit der Ko-Produktion von Berliner Volksbühne und Wiener Festwochen von Bulgakows "Der Meister und Margarita"), Andreas Kriegenburg und Thomas Ostermeier. Die meisten Einladungen heimsten das Hamburger Thalia Theater und das Schauspielhaus Zürich ein.

Theaterpreis Berlin 2003 an Chefbühnenbildner der Berliner Volksbühne

Drei Preise werden verliehen: Der Theaterpreis Berlin, der Alfred-Kerr-Darstellerpreis für einen Nachwuchsschauspieler und der 3sat-Innovationspreis für eine besonders wegweisende Inszenierung. Der Theaterpreis ging an so große Theatermacher wie George Tabori, Pina Bausch und Elfriede Jelinek. In diesem Jahr erhält der Chefbühnenbildner der Berliner Volksbühne, Bert Neumann, die mit 16.000 Euro dotierte Auszeichnung. (APA/dpa)