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Foto: apa/artinger

Wien - Manchmal muss man einfach abwägen: Sollen etwa oben im Stadtpark ein paar Bäume geschützt werden - oder ist unten der neue Kanal wichtiger, der verhindert, dass die Fäkalien regelmäßig in den Wienfluss schwappen? Diese Frage drohte medial zu eskalieren. Dann setzten sich Stadtbaudirektor Gerhard Weber und Generalkonservatorin Eva Maria Höhle zusammen. Und siehe da: Auf einmal geht - weit gehend - beides.

Pläne für Entlastungskanal

Am Montag wurden die adaptierten Pläne für den Bau des großen Entlastungskanals unterm Wienfluss präsentiert. Am Montag wurden die adaptierten Pläne für den Bau des großen Entlastungskanals unterm Wienfluss präsentiert. Die Baustelle im Stadtpark wurde auf dreißig Prozent der Fläche reduziert. Dreizehn Bäume werden ausgegraben und übersiedelt - nur neun werden gefällt.

Jetzt wird unterirdisch gebuddelt

Dafür wird dann der neue Kanal, der größer als ein U-Bahn-Schacht ist, unterirdisch gebuddelt - mithilfe eines Schildbohrers, der sich zu einem 120-Meter-Maschinen- Wurm auswachsen wird. Er transportiert die Erde nach hinten, liefert die Kanalteile nach vorne und setzt sie ein.

Das alles sei ohne Mehrkosten möglich, versicherte Weber. Die Kosten: Rund 82 Millionen Euro. Bundesdenkmalamt-Chefin Höhle kündigte an, dass der Stadtpark unter Schutz gestellt werde. Und künftig soll ein Parkpflegewerk darauf achten, dass nur die historisch richtigen Bäume gepflanzt werden.

Natur ohne Radweg

Aufhorchen ließ Umweltstadträtin Isabella Kossina (SP): Die Renaturierung des Wienflusses zwischen Pilgramgasse und Hütteldorf solle 2005 nach Fertigstellung des Kanals doch umgesetzt werden. Vor zwei Jahren hatte sie die naturnahe Gestaltung aus Spargründen zurückgestellt. Vorerst solle eine weitere 100 Meter lange Versuchsstrecke umgesetzt werden.

Aber: "Der Radweg im Wientalbecken kommt nicht." Dies wurde dem Standard auch bei Verkehrsstadtrat Rudolf Schicker (SP) bestätigt: Es werde ohnehin oben an der Straße ein Radweg errichtet. "Die Chance, kreuzungsfrei von Hütteldorf bis in die Stadt Rad fahren zu können, muss genützt werden", beharrt der Wiener-Grünen-Chef Christoph Chorherr. "Diese Fahrradautobahn kostet vergleichsweise wenig und ist eine Selbstverständlichkeit." (Roman Freihsl/DER STANDARD, Printausgabe, 29.4.2003)