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Der Publikumsrat des ORF hat am Montag ausdrücklich empfohlen, die Dokumentation über die "Kronen Zeitung" der belgischen Filmemacherin Nathalie Borgers ("Österreich zwischen den Zeilen") auszustrahlen. Ein entsprechender Antrag der Publikumsrätin Maria Windhager (Grüne Bildungswerkstatt) wurde in der heutigen Sitzung einstimmig angenommen. ORF-Generaldirektorin Monika Lindner kündigte an, man werde diese Empfehlung prüfen.

"Journalistische und inhaltliche Defizite"

Der Wunsch nach Ausstrahlung der Dokumentation, die bisher auf dem Kultursender Arte sowie im Kino lief, war bereits bei der vorigen Sitzung des Publikumsrats laut geworden. Da aber nicht alle Mitglieder den Film kannten, wurde er den Räten auf Video zur Verfügung gestellt. Dazu legte ORF-Planungschef Wolfgang Lorenz schriftlich dar, warum sich die Dokumentation nicht für eine Ausstrahlung im ORF eigne: Man ortet journalistische und inhaltliche Defizite, die Produktion entspreche nicht den Qualitätskriterien für ORF-Dokumentationen (etat.at berichtete).

"Journalistischer Essay"

Eine Ansicht, der man sich im Programmausschuss des Publikumsrat durchaus angeschlossen hatte, berichtete Ausschussvorsitzender Andreas Kratschmar (Politische Akademie ÖVP). "Die Dokumentation hat journalistische und inhaltliche Defizite. Allerdings ist sie nicht als journalistische Dokumentation zu qualifizieren, sondern vielmehr als journalistischer Essay, eine Annäherung an die österreichische Wirklichkeit, die durchaus vergleichbar ist mit Sendungen wie den 'Alltagsgeschichten' oder der 'Sendung ohne Namen'." Lindner gab allerdings zu bedenken: "Auch Essays müssen dem Rundfunkgesetz entsprechen."

Windhager betonte indes, dass die Dokumentation im ORF in einem geeigneten Programm-Kontext gezeigt werden könnte – also etwa ergänzt durch weitere Stellungnahmen, Diskussionen oder beides. In diesem Sinne formulierte sie auch den Antrag, der letztendlich ohne Gegenstimme und Enthaltungen angenommen wurde. (APA)