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Siegfried Wolf wechselt nach Russland. Er wird Aufsichtsratschef bei der Industriesparte Russian Machines des Oligarchen Oleg Deripaska.

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Der Kanadier Donald Walker ist künftig alleiniger
Magna-Chef.

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Siegfried Wolf tritt Mitte November als Ko-Chef von Magna-International ab. Der Steirer wechselt zum russischen Oligarchen Oleg Deripaska, in dessen Großkonzern Wolf schon bisher Aufsichtsratsfunktionen innehatte. Künftig agiert Wolf als Aufsichtsratsvorsitzender der Konzernsparte "Russian Machines". Darin sind die Auto-, Luftfahrt-, Bahn- und Militäragenden des Konzerns gebündelt.

Bei Magna übernimmt der Kanadier Donald Walker die alleinige Spitze, er war schon bisher mit Wolf CEO. Als Gründe für den Wolf-Abgang werden Machtkämpfe und die gescheiterte Opel-Übernahme kolportiert.

Wien/Graz – Es war ein Wechsel in Etappen. Magna-Chef Siegfried Wolf (52) übernahm bereits im April den Aufsichtsratsvorsitz beim russischen Nutzfahrzeughersteller GAZ. Nun hat ihn der Oligarch Oleg Deripaska ganz abgeworben. Mit 15. November gibt Wolf seine Funktion als CEO von Magna International auf.

Im Großkonzern Deripaskas, Basic Elements, übernimmt Wolf dann eine zentrale Rolle. Er wird Aufsichtsratschef der Industriesparte "Russian Machines". Zu diesem Bereich gehören sowohl die Autoproduktion der GAZ Group als auch die Eisenbahn-, Flugzeug- und Militärsparte. Insgesamt sind bei Russian Machines 76.000 Mitarbeiter beschäftigt. In 25 Ländern werden 242 Fabriken betrieben. Wolf werde die "strategische Verantwortung" für das Kerngeschäft übernehmen, teilte der Deripaska-Konzern mit.

Als Hintergrund für den Ausstieg Wolfs aus dem Magna-Konzern werden Machtkämpfe kolportiert. Derzeit fungieren Wolf und der Kanadier Donald Walker beide als CEOs. Nachdem Magna-Gründer Frank Stronach kürzlich die Stimmmehrheit abgab, soll sich Wolf gute Chancen auf die alleinige Führung ausgerechnet haben. Magna-intern soll aber bereits festgestanden sein, dass Walker die alleinige Nummer eins wird. Was nun auch eintritt. "Der Konzern ist zu klein für zwei Alphamännchen", heißt es dazu beim Autozulieferer.

Ebenfalls eine Rolle dürfte der geplatzte Opel-Deal im Vorjahr gespielt haben. Damals wollte Magna gemeinsam mit Deripaska den angeschlagenen deutschen Autobauer von General Motors übernehmen. Letztlich entschied sich GM aber gegen den Verkauf.

Mit Deripaska ist Wolf aber nicht erst seit den Opel-Verhandlungen in Kontakt. Der Russe stieg im September 2007 mit 20 Prozent bei Magna ein. Er legte dafür 1,4 Milliarden Dollar auf den Tisch. Das Problem dabei: Das Geld wurde per Kredit aufgebracht, im Zuge der Finanzkrise musste Deripaska dann Ende 2008 aus Geldnot seine Magna-Aktien wieder abgeben.

Weitere Kontakte gibt es über das zweite Österreich-Engagement Deripaskas, den Baukonzern Strabag. Dort investierte er 2007 rund 1,2 Mrd. Euro. Da Deripaska die Aktien als Sicherheit für Kredite verpfändete, die er nicht rechtzeitig tilgen konnte, gingen die Aktien aber an Strabag-Aktionäre zurück.

Derzeit wird gerade wieder über einen neuerlichen Strabag-Einstieg Deripaskas verhandelt. Siegfried Wolf fungiert bei Strabag als Aufsichtsrat – wie auch beim Verbund, bei der Siemens AG und der ÖIAG.

Chancen für Graz

Auswirkungen auf die österreichischen Industriebetriebe werden durch den Wolf-Abgang und Verlust der absoluten Stimmmehrheit durch Stronach nicht erwartet. Im Gegenteil. Die neue E-Mobilitätssparte, die Stronach aufbauen will, könnte vor allem in Graz neue Optionen eröffnen. Die Produktionsstätten könnten hier sogar erweitert werden.

In Konzernkreisen heißt es auch, dass Magna-Steyr-Chef Günther Apfalter für höhere Weihen vorgesehen sei. Unklar ist aber, ob es beispielsweise wieder einen eigenen Europa-Chef bei Magna geben wird.

Einschneidende Veränderungen werde es jedenfalls in der Konzernzentrale in Oberwaltersdorf, in der Wolf sein Büro hatte, mit ihren rund 120 Angestellten, geben. Die Lenkung und strategische Planung dürfte nach Kanada übersiedeln, heißt es bei Magna. (Günther Oswald Walter Müller, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14.9.2010)