Die Geschichte, die ich zu erzählen habe, ist nicht neu oder originell und jede/r ehemalige Balkanese/in hat wahrscheinlich eine sehr ähnliche in petto. Imaginieren Sie folgende Situation: Man unterhält sich mit einem Unbekannten und wie es in Österreich so üblich ist, kommt bald die Frage: "Wo kommen Sie denn her?" "Aus Ottakring", würde man dann am liebsten antworten und das Thema wechseln.

Doch man möchte ja sein Gegenüber nicht unbedingt vor den Kopf stoßen, also antwortet man knapp und höflich, die Erwartungen erfüllend: "Aus Bosnien". "Ach, wie nett", sagt der Gesprächspartner, "meine Putzfrau kommt auch aus Bosnien, aus der Stadt XY". Die besonders Kommunikativen legen dann auch ein erwartungsvolles "Vielleicht kennen Sie sie ja!?" nach.

Diesen Dialog führte ich bisher mit vielen Zufallsbekanntschaften, mit einigen Journalistenkollegen und auch mit einer Spitzenpolitikerin. Sie alle werden diesen Sätzen bestimmt keine große Beachtung geschenkt haben, aber mich beschäftigen sie immer wieder. Ist es als gedankenloser Small Talk zu werten? Glaubte dieser (meistens hochgebildete) Mensch tatsächlich, dass sich „die aus Bosnien" alle untereinander kennen? Oder sollte ich (vielleicht unbewusst) an "meinen Platz" verwiesen werden? Diese Fragen stelle ich mir immer wieder und doch komme ich auf keinen grünen Zweig.

Migrantin ist gleich Putzfrau - diese Assoziation war in Österreich jahrzehntelang vielleicht recht nah an der Wirklichkeit, wurde doch die erste Gastarbeiter-Generation ins Land geholt, um unqualifizierte Arbeiten zu verrichten. Mittlerweile ist dieses Bild zwar längst überholt, in vielen Köpfen jedoch nach wie vor fest verankert. (Olivera Stajić, 7. September 2010)