Wenn die ÖVP sich schützend vor ihre Klientel, die Bauern, stellt und behauptet, die wieder mal aufgepoppte Diskussion um die Agrarförderungen sei wenig stichhaltig, weil eine Landwirtschaft ohne Subventionierung nicht möglich ist, jedenfalls in einem westlich entwickelten Land - dann hat sie recht. Ja, die USA und Japan schützen ihre Bauern auch, dass es einem die Schamesröte ins Gesicht treibt. Aber muss der EU-Bauer deshalb gar so unter einen Glassturz gestellt werden, den das GAP, die Gemeinsame Agrarpolitik der EU, darstellt?

Der Besitzer eines kleinen Gewerbeunternehmens kann von den Unbillen des Marktes weggeweht werden. Einfach so. Einem ebenso kleinen Bauern in der EU kann das nicht so leicht passieren. Der kann sich, selbst wenn sein Marktumfeld hundsmiserabel ist, durchg'fretten. Weil da ist ja das Zubrot in Form von Betriebsprämien, Ausgleichszulagen, Mutterkuhprämien, Umweltförderungen - und was der Agrarbürokratie noch so alles eingefallen ist.

Das labyrinthartigen Förderwesen verhindert wettbewerbsfähige Strukturen. Es erzieht Bauern - groß, klein, egal - zu Subventionsnehmern, deren Lamento erschallt, wenn sich irgendetwas ändern soll. Trotzdem hören immer mehr Landwirte auf. Sie werfen das Handtuch oder finden keinen Betriebsnachfolger. Längst weiß niemand mehr, was an Förderung notwendig und sinnvoll ist, und was nicht. Wenn das keine Zielverfehlung ist, was dann? (Johanna Ruzicka, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2.9.2010)