Foto: DER STANDARD/Newald

So sieht die Massen-Uni schon vor Antritt des Studiums aus: Im Austria Center Vienna versuchten am Mittwoch 1303 Kandidaten einen der 600 Plätze für das Psychologie-Studium zu ergattern.

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Wien - Um 9 Uhr huschten nur noch vereinzelte Umhängetaschenträger, die zwischen den Passanten in dunklen Anzügen unschwer als angehende Studenten auszumachen sind, von der U-Bahn Richtung Austria Center Vienna. Dort fand am Mittwoch, fast zeitgleich mit Salzburg, Innsbruck und Graz, erstmals die Aufnahmeprüfungen für das Psychologiestudium statt.

Der Großteil der 1303 Kandidaten, die sich um 600 freie Plätze bemühten, harrte schon in Warteposition. Die ersten kamen zwei Stunden vor Beginn, auch um die aufwändigen Sicherheitskontrollen zu passieren: Taschen und Jacken mussten abgegeben werden, nur Prüfungsanmeldung, Ausweis und Verpflegung durften - in einheitlichen, transparenten Plastiktaschen - in den großen Prüfungssaal mitgenommen werden. Beim Durchschreiten der Metalldetektoren mit anschließendem Check (auch Mobiltelefone waren im Saal nicht erlaubt) durch externe Sicherheitskräfte kamen bei dem einen oder der anderen durchaus Flughafengefühle auf.

Viele der Bewerber kamen aus Deutschland, in Wien etwa ein Viertel, in Salzburg, wo von 1000 Angemeldeten für 200 Plätze nicht einmal die Hälfte erschienen ist, waren es fast 70 Prozent. "In Bayern hat man mir eine Wartezeit von 22 Semestern prophezeit", erklärte Theresa aus München. Da ist es durchaus verständlich, dass man auf die Universität im Nachbarland auszuweichen versucht. Eigentlich schienen alle Verständnis für das Auswahlverfahren zu haben. Fabio, ebenfalls aus Deutschland, hatte es vergangenes Jahr schon versucht und war an der Eingangsphase gescheitert. Er findet die Zugangsbeschränkung "extrem fair", auf jeden Fall besser als ein Numerus clausus: "Es werden die ausgewählt, die wirklich Interesse an dem Studium haben."

Nicht überall zeigten sich alle so einverstanden mit dem neuen Auswahlverfahren. In Salzburg protestierten einige Studenten mit einem "Psycho-Hürdenlauf", den die Kandidaten erst bewältigen mussten. Auf Schildern stellten ihnen Studentenvertreter die Frage: "Bist du hart genug?"

Für den Aufnahmetest, der unter den Fakultäten akkordiert war, gab es zweieinhalb Stunden Zeit. Drei Teile waren zu bewältigen: Grundlagen aus dem Fachbuch "Psychologie", formal-analytisches Denkvermögen und das Verständnis von englischsprachiger Fachliteratur. In Innsbruck versuchten 486 Personen ihr Glück für 284 Studienplätze, in Graz 359 Bewerber für 230 freie Plätze.

So sieht die Massen-Uni schon vor Antritt des Studiums aus: Im Austria Center Vienna versuchten am Mittwoch 1303 Kandidaten einen der 600 Plätze für das Psychologiestudium zu ergattern. (Julia Herrnböck, DER STANDARD, Printausgabe, 2.9.2010)