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Nur drinnen ist es noch schlimmer als draußen: Die Nächte bringen in Spanien immer weniger Abkühlung - besonders ältere Menschen werden dadurch belastet.

Foto: REUTERS/Jon Nazca

Salamanca/Zürich - Spanien spürt den Klimawandel schon heute stärker als das restliche Europa. Das berichten Klimatologen der Universität Salamanca im Journal "Climatic Change". Die Forscher beziehen sich nicht auf den extremen spanischen Hitzesommer dieses Jahres, sondern auf Daten seit 1950. "Im südwestlichen Mittelmeerraum gab es seither die größten Temperaturveränderungen Europas, was jeweils die Tages- und Nachttemperatur betrifft", erklärt Studienleiterin Concepcion Rodriguez Puebla.

Die meisten Untersuchungen zum Klimawandel beruhen bisher auf der Durchschnittstemperatur, kaum jedoch auf Maximal- und Minimalwerten oder auf der jeweiligen Tag- und Nachttemperatur. Das holten die spanischen Forscher nun nach. "Pro Jahrzehnt gibt es in Spanien durchschnittlich drei heiße Tage mehr pro Jahr, mit steigender Tendenz. Das klingt nicht viel, fällt auf Dauer jedoch ins Gewicht. Im Südwesten und Nordosten des Landes ist der Trend besonders stark", so Rodriguez Puebla. Leidtragende dieser Entwicklung sind vor allem die Gesundheit der Spanier sowie die Landwirtschaft.

Nächtliche Abkühlung wird seltener

In Modellen zeigten die Forscher, woher die zusätzliche Hitze kommt: Entscheidend ist das Wechselspiel zwischen Atmosphäre und Meer. "Zusätzliche warme Tage gehen vor allem darauf zurück, dass Luftmassen aus Nordamerika über Gibraltar auf die Iberische Halbinsel gelangen. Über den Grad der Abkühlung in der Nacht entscheidet die Oberflächentemperatur im Nordatlantik. Auch Tiefs im Golf von Genua können kalte und trockene Luft von Zentraleuropa nach Spanien bringen." Doch die nächtliche Abkühlung wird immer seltener.

Als Erklärung für die immer wärmeren Nächte vermutet die Forscherin Veränderungen der Ozeantemperatur. Auch die nötigen Winde seien wesentlich von der Ozeanzirkulation abhängig. "Inwiefern diese sich verändert haben, haben wir bisher noch nicht berücksichtigt", so die spanische Expertin. Um die mögliche Mitschuld des Menschen zu zeigen, brauche man zudem weiter zurückreichende Daten. (pte/red)