Alle Jahre wieder stellt das Verkehrsministerium während der Technologiegespräche in Alpbach Studien über die Gleichbehandlung von Mann und Frau in der außeruniversitären Forschung in Österreich vor. Alle Jahre wieder kommt man zur Erkenntnis: Die zahlreichen Förderprogramme greifen nur langsam. Fortschritte sind vereinzelt zu erkennen, aber der große Durchbruch zu gendergerechten Arbeitsverhältnissen in der außeruniversitären Forschung lässt auf sich warten.

In der nun vom Ministerium und vom Verein Forschung Austria beauftragten Studie "Brennpunkt Nachwuchsförderung" zeigte sich abermals ein "Gender-Gap": Nachwuchsforscherinnen verdienen demnach im Durchschnitt um sieben Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen, erhalten seltener Führungsverantwortung und entscheiden sich aufgrund dieser beruflichen Situation auch seltener für Kinder. Gerade einmal sechs Prozent haben Nachwuchs. Dagegen sind 20 Prozent der Nachwuchsforscher sind bereits Väter. Verkehrsministerin Doris Bures bekannte bei der Präsentation, dass hier offenkundig Handlungsbedarf bestehe.

Gender-Aspekte bringen Vorteil

Ein möglicherweise erster Schritt: Das Ministerium nimmt fortan die um Förderung ansuchenden Forschungseinrichtungen und Unternehmen in die Pflicht. Gender-Kriterien werden bei Projektanträgen an die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft FFG zwingend. Anfangs bei den etwa 1200 Projekten der FFG-Basisprogramme, weitere sollen folgen. Wer also beim Thema des Projekts, bei den Zielen, bei der Zusammensetzung des Forschungsteams und bei dessen Arbeitsbedingungen auf Gender-Aspekte Rücksicht nimmt, hat deutlich mehr Chancen als AntragstellerInnen, die das nicht machen. Die Maßnahme ist Teil des neuen Humanressourcen-Pakets des Verkehrsministeriums, das ebenfalls in Alpbach vorgestellt wurde.

ForscherInnen in Österreich halten

Weitere Punkte des Humanressourcen-Pakets: Die bisher auf SchülerInnen beschränkte Förderung von Praktika in Forschungseinrichtungen sollen sowohl für weibliche als auch für männliche StudentInnen und NachwuchsforscherInnen geöffnet werden. Darüber hinaus soll die Jobbörse der Initiative Brainpower, die einst startete, um im Ausland aktiven ForscherInnen die Rückkehr nach Österreich schmackhaft zu machen, auch Angebote für Studierende und NachwuchsforscherInnen enthalten. Bures: "Wir müssen Menschen für die heimische Forschung gewinnen und sie auch dort halten."

Mit dem Paket wurden mehrere Humanressourcen-Programme gebündelt, was in Alpbach auch als Reaktion auf den Evaluierungsbericht des Wirtschaftsforschungsinstituts Wifo gewertet wurde, wo Effizienzsteigerung in den Förderprogrammen gefordert wurde. (pi/DER STANDARD, Printausgabe, 01.09.2010)