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Fidel Castro im Gespräch mit Jornada-Chefin Carmen Lira

Foto: Reuters

Mexiko-Stadt - Kubas Revolutionsführer Fidel Castro (84) hatte nach seiner schweren Erkrankung 2006 eigentlich schon mit seinem Leben abgeschlossen. Das sagte Castro in einem am Montag veröffentlichten Interview der mexikanischen Tageszeitung "La Jornada". Er habe nach der Darmoperation viel Gewicht verloren und nur noch 50 Kilogramm gewogen. "Ich war schon tot", sagte er in dem Gespräch, in dem er auch wieder vor einem Atomkrieg warnte.

"Ich hatte schon keine Hoffnung mehr zu leben. ... Mehrmals habe ich mich gefragt, ob mich diese Leute unter diesen Bedingungen leben lassen wollten, oder ob sie mir erlaubten zu sterben", sagte der langjährige Präsident des karibischen Landes. "Dann habe ich überlebt." Heute bringe er wieder 85 Kilogramm auf die Waage. "Ich schaffe schon wieder 600 Schritte, ohne Stütze und ohne Hilfe", fügte er hinzu.

Kriegsgefahr

Castro äußerte sich erneut zu der Gefahr eines vernichtenden Atomkrieges. Anfangs habe er geglaubt, dieser könnte aus dem Konflikt der USA mit Nordkorea hervorgehen. Jetzt aber sei er überzeugt, dass diese Gefahr im Nahen und Mittleren Osten drohe. Er sprach sich deshalb für die Bildung einer Anti-Atomkriegsbewegung aus.

Fidel Castro hatte sich Anfang 2008 wegen seiner Erkrankung aus allen Staatsämtern zurückgezogen und diese an seinen fünf Jahre jüngeren Bruder Raúl Castro übergeben. Anfang Juli dieses Jahres meldete sich Fidel gesund und rüstig in der Öffentlichkeit zurück. Er ist immer noch Generalsekretär der Kubanischen Kommunistischen Partei, mit der er seit einem halben Jahrhundert Kuba beherrscht.

"Einige Dinge zu erledigen"

Castro fühlt sich nach eigenen Angaben von seiner schweren Krankheit genesen und sucht offenbar nach neuen Herausforderungen. In einer Welt, die sich "in ihrer bisher gefährlichsten Phase" befinde, gebe es für ihn "noch einige Dinge zu erledigen", sagte der 84-Jährige in einem Interview mit der mexikanischen Tageszeitung "La Jornada".

Kubas "Máximo Líder" hatte die Staatsführung im Juli 2006 wegen gesundheitlicher Probleme an seinen jüngeren Bruder Raúl abgegeben. Beim Verlassen des Krankenhauses habe er "eine verrückte Welt" vorgefunden, aus der er sich "nicht heraushalten" wolle. Mit Blick auf den "imperialistischen" Erzfeind USA erklärte Castro: "Warum sollten wir die Vereinigten Staaten hassen, wenn es sich bei ihnen lediglich um ein Produkt der Geschichte handelt?"

Trotz Übergabe der Staatsführung vor vier Jahren hatte Castro den Posten als Chef der Kommunistischen Partei sowie seinen Parlamentssitz behalten und meldete sich immer wieder mit schriftlichen Kommentaren zur Wort. Zuletzt warnte er wiederholt vor einem Atomkrieg zwischen den USA, ihrem Verbündeten Israel und dem Iran. Öffentliche Auftritte mied er lange Zeit, in den vergangenen Wochen zeigt er sich aber wiederholt in der Öffentlichkeit und machte dabei einen dynamischen Eindruck. (APA/dpa)