Jüngst hat in Italien eine Website Aufregung verursacht, auf der Katzenrezepte veröffentlicht wurden. Die Aktion - die zeigen wollte, dass "Tabutier" ein relativer Begriff ist und auch für den Kochtopf bestimmte Tiere Lebewesen sind - hätte mit Mord und Totschlag geendet, wären die User der Autoren habhaft geworden.

Der Sturm der Entrüstung über das "Flimé Restaurante", das im Internet seine baldige Eröffnung in Berlin - ohne Adressenangabe - ankündigt, ist erst im Werden. Die ersten "Ogottogott-wie-grässlich"-Videos von betropetzt Dreinschauenden kursieren bereits auf Youtube. Im Flimé soll nämlich Wari-Küche gekocht werden, und die Wari, so weiß es jeder Schmalspur-Ethnologe, sind ein Amazonas-Volk, das bis vor ein paar Jahrzehnten ganz gerne Feinde und tote Angehörige verspeist hat. Seitdem wurden sie zivilisiert und, wie's halt so geht, dabei fast ausgerottet.

Da bei Menschenfleisch auf dem deutschen Markt gewisse Engpässe bestehen, hat Flimé ein Klub-Konzept entwickelt, bei dem die "Mitglieder" das Lebensmittel auch selbst spenden: "Nach einer medizinischen Untersuchung" darf man "frei entscheiden", welchen Körperteil man zugunsten der Wari-Küche entbehren kann.

Keine Frage, über Geschmack lässt sich streiten, nicht nur über den von Essen. Aber wenn sich zur Weltsicht der Erfinder dieser Gags Fragen stellen, dann durchaus auch zu der jener, die darauf hereinfallen. (Gudrun Harrer/DER STANDARD-Printausgabe, 30.8.2010)