Nairobi - Am 1. Mai macht das Bürgerkriegsland Burundi einen zweiten Schritt in Richtung Frieden: Zur Halbzeit der 18 Monate alten Übergangsregierung wird Präsident Pierre Buyoya sein Amt an seinen Stellvertreter Domitien Ndayizeye übergeben.

Mit dem Wechsel von einem Tutsi-Politiker an einen Hutu wollen die rivalisierenden Völker zur Überwindung ihres Konflikts beitragen, der in den letzten zehn Jahren mindestens 300.000 Menschenleben gekostet hat. "Die Grundlage für den Frieden in Burundi war nie so gut wie jetzt", meint Jean-Marie Gasana vom Thinktank "International Crisis Group" (ICG).

Die Basis dafür vermittelte der südafrikanische Expräsident Nelson Mandela. Ihm gelang es, Vertreter der Tutsi-Regierung und Hutu-Rebellen im August 2001 zur Unterzeichnung eines Friedensabkommens zu bewegen. Es beinhaltet eine gemeinsame Übergangsregierung von Tutsis und Hutus. Präsident soll dann jeweils für 18 Monate ein Tutsi und ein Hutu sein.

Die bisher von der Minderheit der Tutsis geführte Armee soll nach dem Vertrag ebenfalls für Hutus geöffnet werden, deren Bevölkerungsanteil in Burundi rund 86 Prozent ausmacht. Ende 2004 schließlich sollen die Burunder selbst frei wählen.

"Erstmals in der Konfliktgeschichte des Landes gibt es ernsthafte Chancen auf Frieden", lobt ICG-Experte Gasana den Plan und seine bisherige Umsetzung. Doch schon auf den Hügeln rund um die Hauptstadt Bujumbura ist davon wenig zu spüren. Erst vor wenigen Tagen flüchteten wieder über 50.000 Zivilisten vor Gefechten zwischen Armee und Hutu-Rebellen.

Tausende Vertriebene irren heimatlos durch ihr eigenes Land. Rund eine halbe Million Menschen suchen Zuflucht in Nachbarländern. "Sobald der Frieden konkreter wird, werden wir ihre breit angelegte Rückführung veranlassen", meint der Hochkommissar des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR, Ruud Lubbers. Doch derzeit sei die Lage einfach noch zu unsicher.

Ein im Dezember geschlossenes Waffenstillstandsabkommen zwischen der Regierung und der einflussreichen Rebellengruppe "Kräfte zur Verteidigung der Demokratie" haben die meisten Guerillas nicht respektiert. Deshalb will die Afrikanische Union zum Machtwechsel am 1. Mai zusätzlich rund 3500 Friedenssoldaten aus Südafrika, Mosambik und Eritrea nach Burundi schicken. (dpa/Antje Passenheim/DER STANDARD, Printausgabe, 28.4.2003)