Schlecker hat die Rolle des Buhmanns fix gebucht. Die Palette der Missstände reicht von sittenwidrigen Löhnen bis zur Bespitzelung der Mitarbeiter. Dass nun eine Datenpanne die Profile der Kunden aller Welt zugänglich gemacht hat, wird dem Diskonter, dem der Umsatz ohnehin schon davonschwimmt, weitere Kunden kosten.

Bei aller Empörung über Schlecker: Die Daten der Konsumenten liegen längst offen auf den Wühltischen und fliegen in alle Himmelsrichtungen, sofern sich einzelne nicht explizit dagegen wehren. Quer durch die Handelsbranchen werden auf Teufel komm raus Daten gesammelt und Profile gebastelt, denn sie sind der Königsweg zum Konsumenten. Das Wissen darüber, wer was wann wo wie oft kauft, ist Gold wert. Shoppen übers Internet lässt Konsumgewohnheiten am schnellsten nachzeichnen, Kundenkarten sind eine ebenso tiefe Quelle der Information. Und wer sich von Gewinnspielen ködern lässt, darf sich nicht wundern, wenn mit seinen Daten bald reger Handel betrieben wird.

Nicht dass gläserne Kunden nicht selbst was davon haben, durch individuell zugeschnittene Angebote etwa. Beim Datenschutz wird aber geschludert, was das Zeug hält. Online-Vertrieb ist gut und günstig. Dass für sichere Datenverwaltung viel Geld in die Hand genommen werden muss, wird aber beflissentlich übersehen. Das nächste Debakel ist eine Frage der Zeit. Die Fahrlässigkeit, die an den Tag gelegt wird, bringt nicht nur Schlecker an den Pranger.  (Verena Kainrath, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28./29.8.2010)