Salzburg - Mit einer Rekordauslastung von 95 Prozent (und damit um ein Prozent mehr als 2006 und 2007, um zwei Prozent mehr als im Vorjahr) werden die Salzburger Festspiele 2010 am kommenden Montag (30. August) zu Ende gehen. Knapp unter 250.000 Menschen (genau: 249.730) werden die Festspiele heuer besucht haben, rund 215.000 davon in 192 regulären Veranstaltungen. Diese per 26. August hochgerechneten Ergebnisse präsentierte das Festspiel-Direktorium bei der Abschlusspressekonferenz in Salzburg.

Während der scheidende Festspielintendant Jürgen Flimm sich einer persönlichen Rückschau widmete, präsentierte Schauspiel-Leiter Thomas Oberender auch Neuigkeiten des 2011er-Programms: Nicolas Stemann wird auf der Perner Insel beide Teile von Goethes "Faust" inszenieren. Als Regisseure der weiteren Schauspiel-Produktionen nannte er Dimiter Gotscheff, Roland Schimmelpfennig und Thomas Ostermeier. Musikchef Markus Hinterhäuser bringt als Interims-Intendant 2011 wie bereits bekannt die Opernproduktionen "Frau ohne Schatten", "Sache Makropoulos", Verdis "Macbeth" sowie Mozarts Da Ponte-Zyklus. Die Programm-Präsentation für 2011 findet am 10. November statt.

Zahlen

Die Gesamteinnahmen aus dem Kartenverkauf betragen heuer 24,5 Mio. Euro. Zusätzlich zu den regulären Karteneinnahmen konnten bei der als Benefiz für ein SOS-Kinderdorf veranstaltete Generalprobe für "Ödipus" 31.000 Euro und bei der Benefizgala für die Hochwasseropfer in Pakistan rund 300.000 Euro eingespielt werden. Am 1. September startet der Umbau des Daches der Felsenreitschule, mit dem die Felsenreitschule winterfest gemacht. Die Baukosten betragen 1,9 Mio. Euro. Dafür wurden heuer bei der "Jedermann"-Generalprobe 56.868 Euro, mit der 1-Euro Spende "Dach für die Felsenreitschule" pro gekaufter Karte rund 138.000 Euro lukriert. Außerdem wurde in den vergangenen Jahren ein Überschuss von insgesamt 8 Mio. Euro erarbeitet, der u.a. für solche Vorhaben verwendet werden könne.

Laut Festspiel-Angaben kamen heuer Besucher aus 72 Nationen, davon 35 von außerhalb Europa: So verzeichneten die Länder des asiatisch-pazifischen Raums Steigerungen in den Kartenkäufen bis hin zu 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. "Auch der wichtige Markt USA konnte nach dem Einbruch des Vorjahres wieder kräftig zulegen", hieß es in den Unterlagen. "Auch in diesem Jahr konnte ein leichtes Plus von 4 Prozent bei den Privatkunden verzeichnet werden. Die Kartenkäufe der Firmenkunden haben sich nach dem deutlichen Minus des Vorjahres stabilisiert und mit plus ein Prozent minimal zugelegt." 3.500 Karten seien zu stark herabgesetzten Preisen an jugendliche Besucher abgegeben worden. Die Zahl der aktiven Förderer betrage 1800.

"Bereits 2007, dem ersten Jahr der Intendanz Jürgen Flimm, haben wir eine Mio. Euro Überschuss erwirtschaftet. Heuer sind es zwei Mio. Euro, und insgesamt hinterlassen wir unseren Nachfolgern ein Plus von acht Mio. Euro für die Programme der folgenden Jahre", sagte Gerbert Schwaighofer, kaufmännischer Direktor der Salzburger Festspiele, bei der heutigen Pressekonferenz. Schwaighofer.

Forderung nach mehr Geld

In der Ära Mortier sei es ein alljährliches Zittern gewesen, ob sich alles ausgeht und die Bilanzen halbwegs stimmen. Auch Ruzicka habe lediglich in seinem letzten Jahr 2006 Überschüsse erwirtschaftet, so der oberste Verwalter der Festspiele, der diese mit Jahresende verlassen wird. Schwaighofer will seine acht Mio. Euro Überschuss aber nicht als finanzielle Überausstattung der Festspiele interpretiert wissen. "Erstens investieren wir viel von diesem Geld in die Sanierung unserer Gebäude. Zweitens könnten wir uns ein derartig vielfältiges und künstlerisch herausragendes Angebot ohne die selbst erwirtschafteten Überschüsse nicht leisten. Es muss also im Gegenteil immer wieder darauf hingewiesen werden, dass die öffentliche Hand die Festspiele finanziell besser ausstatten und die Subventionen (rund 13 Mio. Euro, Anm.) dringend erhöhen sollte."

Besonders erfolgreich war heuer das Schauspiel, wie Schwaighofer betonte. "Nicht nur der 'Jedermann', sondern auch 'Ödipus auf Kolonos', 'Angst', 'Ein Sommernachtstraum' und 'Phädra' waren zu einhundert Prozent ausverkauft." Damit sei abgesehen vom Young Directors Project in allen zentralen Produktionen das Maximum erreicht.

In der Oper gab es für zwei Stücke keine Karten mehr - "Romeo et Juliette" sowie die konzertante "Norma" waren komplett ausverkauft. "Don Giovanni" brachte es auf 99 Prozent, "Elektra" und "Lulu" auf je 95 und "Orefeo ed Euridice" auf 98 Prozent. Auch die zeitgenössische Oper, "Dionysos" von Wolfgang Rihm, war immerhin zu 85 Prozent voll.

Auch im Konzert lesen sich die Zahlen ausgesprochen positiv, so waren die Konzerte der Philharmoniker und der Camerata Salzburg zu 96 Prozent ausgelastet, während es die Kammerkonzerte und Liederabende auf je 93 Prozent, die Solistenkonzerte auf 92 und die zeitgenössische Reihe "Kontinent Rihm" auf immerhin 78 Prozent brachte. Der Renner der Saison waren die Mozartmatineen mit hundert Prozent, während die "Brahms-Szenen" mit 76 Prozent überraschend weniger gefragt waren. (APA)