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Die Informationstechnologie-Branche ist eine männerdominierte. Laut den Diskutantinnen fehlt es an weiblichen Role-Models.

Foto: AP/Uwe Lein

Wien - Trotz zahlreicher Initiativen ist in den vergangenen Jahren nicht sehr viel passiert: Der Frauenanteil im Top-Management von IT-Unternehmen verharrt weiterhin auf einem sehr niedrigen Niveau und auch die Hürden auf dem Karriereweg sind nach wie vor hoch. Das ist der Tenor von Expertinnen bei einer Podiumsdiskussion im Rahmen der APA-E-Business-Community Donnerstagabend in Wien.

Dem weiblichen Nachwuchs Informationstechnologie schmackhaft zu machen, sei bisher ebenfalls mehr schlecht als recht gelungen. "Wir brauchen die Frauen aber unbedingt. Schließlich ist der Mangel an Nachwuchs in der Branche ein extrem wirtschaftliches Thema. Da geht es nicht um 'wäre nett', sondern wir benötigen alle Gruppen im Sinne von Diversity", erklärte Evelin Mayr vom Computerhersteller Hewlett-Packard (HP): "Fakt ist: Wir bekommen den Nachwuchs nicht herein." Zielvorgabe sei, in der Bewerbungsendrunde einen Frauenanteil von 50 Prozent zu haben. Eine Quote hält Mayr hingegen nicht unbedingt für zielführend, "weil wir gar nicht so viele Bewerberinnen haben".

Die Abstinenz von Role-Models

"Es ist ganz klar, dass wir was tun müssen", unterstrich auch Elisabeth Unger-Krenthaller vom Softwareunternehmen SAP. Rund 60 Prozent der Uni-AbsolventInnen seien weiblich, im Top-Management komme davon aber wenig an. "Gerade in der IT-Branche, die historisch sehr männerlastig ist, fehlt es Frauen leider oft an guten Frauen-Vorbildern und Role-Models", bemängelte Unger-Krenthaller. Quoten sieht sie nicht als Ziel, "sondern als eine Maßnahme, um ein gewisses Ziel zu erreichen".

"Doppelbelastung und weniger Lohn"

Eine Entscheidung für die Karriere sei für Frauen "noch immer eine Entscheidung für Doppelbelastung und weniger Lohn", gab sich Marija Jelinek vom Beratungsunternehmen Capgemini überzeugt. Zwar sei ein Drittel der Beschäftigten in der IT- und Telekommunikationsbranche weiblich. Trotz einer gleichwertigen Ausbildung würden Frauen in technischen Berufen aber seltener auf Führungsposten gelangen und häufig "übersehen".

Von weiblichen und männlichen Führungskräften werde dasselbe erwartet: Fachkompetenz, Durchsetzungsvermögen, Bereitschaft für längere Arbeitszeiten, unternehmerisches Denken. "Gleichzeitig verdienen Frauen auf IT-Positionen nicht dasselbe wie Männer", sagte Jelinek. Außerdem müsse die fachliche Kompetenz immer wieder aufs Neue unter Beweis gestellt werden. "Es ist ein langsamer Prozess, Klischees aus den Köpfen zu bringen", so die Expertin.

Im Ausbildungsbereich gebe es große Unterschiede auf den verschiedenen technischen Gebieten, ergänzte Bente Knoll, Gender-Expertin und Geschäftsführerin der Knoll & Szalai OG. Während das Verhältnis zwischen Männern und Frauen beim Architekturstudium an der Technischen Universität Wien praktisch ausgeglichen sei, liege der Anteil der weiblichen Informatikstudentinnen bei lediglich 15 Prozent. Außerdem stünden 138 männlichen Universitätsprofessoren gerade einmal 11 Frauen gegenüber. (red)