Wien - Pestizide, sogenannte Organophosphatpestizide, könnten ursächlich an der Entwicklung von ADHS (Aufmerksamkeits-Hyperaktivitätssyndrom) bei Kindern und Jugendlichen beteiligt sein, so das Ergebnis einer kürzlich publizierten US-Studie. Die Forscher konnten zeigen, dass Kinder mit höheren Mengen von Pestizid-Stoffwechsel-Produkten im Urin eine größere Wahrscheinlichkeit für die Diagnose ADHS hatten. Pestizide auf Organophosphatbasis werden nicht nur in der konventionellen Landwirtschaft eingesetzt, sondern finden auch als Wirkstoff (Malathion) in Kopflausmitteln in manchen europäischen Ländern noch ihre Anwendung. 

Eine dänische Studie aus dem Jahr 2006 zeigte, dass viele Kopfläuse Resistenzen gegen Malathion-Präparate entwickeln. In Deutschland und der Schweiz wurden Kopflausmittel mit dem Wirkstoff Malathion vom Markt genommen. 

Kopfläuse besser ersticken

Moderne Kopflausmittel enthalten keine Pestizide mehr, sondern arbeiten mit Silikonölen (Dimeticonen). Diese dringen in die Atemöffnungen der Läuse ein und verschließen sie, so dass die Parasiten absterben. Dass dieser denkbar einfache physikalische Wirkmechanismus zuverlässig funktioniert, wurde in einer klinischen Studie und in invitro-Tests für das 2-Stufen-Dimeticon NYDA(R) des deutschen Herstellers Pohl-Boskamp nachgewiesen. NYDA(R) führte in einer randomisierten, kontrollierten Studie bei Kindern mit teilweise starkem Kopflausbefall, 24 Stunden nach einmaliger Behandlung, zu einer Heilungsrate von 95%. Von den im Rahmen der Vergleichsstudie mit 1%igem Permethrin in wässriger Lösung behandelten Kindern waren nur 67% zu diesem Zeitpunkt kopflausfrei.

"Der noch immer massenhafte Einsatz von Insektiziden gegen Kopfläuse wirft Umweltprobleme auf und muss auch im Hinblick auf mögliche gesundheitsschädliche Langzeitwirkungen kritisch gesehen werden", referierte die Parasitologin Terri L. Meinking aus Miami/Florida (USA) beim internationalen Parasitologenkongress im Juni in der Türkei. Sie fordert eine Neubewertung aller Kopflausmittel in regelmäßigen Abständen sowie eine sorgfältige Beobachtung der weiteren Resistenzentwicklung. Da Produkte mit physikalischem Wirkprinzip vermutlich kein resistenzauslösendes Potential haben, sei deren vermehrte Anwendung das Gebot der Stunde. (red)