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Das war nichts für Zartbesaitetete und Schamhafte. Absolutes Jugendverbot, hätte man früher gesagt. Wohl auch deshalb brachte ORF 2 die Dokumentation über Tiger Woods erst spätabends.

Foto: REUTERS/Jessica Rinaldi

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Besser so als gar nicht. Obwohl die knapp einstündige Demontage eines der größten Sportidole der vergangenen Jahrzehnte auch und gerade einer Jugend sehr viel zu sagen hat, der man auch hierzulande gerne sportliche Spitzenleister als Vorbilder schlechthin präsentiert. Aber echte Tiger-Woods-Fans, welchen Alters immer, ließen sich von der späten Stunde ohnedies nicht abschrecken.

 

 

Foto: REUTERS/Matt Sullivan

Was sie in der bemerkenswerten Dokumentation von Jacques Peretti (hier im Bild links mit Golfslehrer Joe Groham) zu sehen und hören bekamen, war die tabulose Geschichte vom Aufstieg und Fall eines jungen Afroamerikaners, der als Ausnahmegolfer schließlich nur noch einen Gegner hatte: sich selbst.

Am Anfang des Aufstiegs: ein dominanter und ehrgeiziger Vater, der in Tiger (Namensgeber war ein Lebensretter im Vietnamkrieg) mehr das Projekt als den Sohn sah. Das Projekt: zu zeigen, dass es im weiß dominierten Elitensport Golf auch ein Schwarzer schaffen kann.

 

Foto: ORF/BBC/Mark Rossiter

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Das ist gelungen. Ende der Heldensage, Beginn der Skandalstory. Sie sei durch die Hölle gegangen, sagt die seit kurzem von Woods geschiedene Schwedin Elin Nordegren, aber nicht in der Dokumentation. Dort wird die Hölle von der anderen Seite beleuchtet. Zwei der unzähligen Exgeliebten Tigers sprechen in teilweise schockierender, dennoch würdevoller Offenheit Klartext, bis in die letzten intimen Details.

 

 

Foto: AP Photo/David J. Phillip

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Sie schildern Tigers Hang zu brutalem Sex, seine Beschimpfungen dabei. Wer hat dieses Frauenbild geprägt, fragt man sich. Die Mutter kommt in der ganzen Dokumentation interessanterweise nicht vor. Mit Liebe scheinen die Vorlieben des Golfstars jedenfalls wenig zu tun zu haben. Mehr mit Einsamkeit. Der Einsamkeit des Mannes, der auch beim Job auf dem Green allein ist? (Josef Kirchengast, DER STANDARD; Printausgabe, 27.8.2010)

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