Bild nicht mehr verfügbar.

Er ist nicht dabei, Tour de France-Sieger Alberto Contador.

Foto: REUTERS/Miguel Vidal

Wien/Sevilla - Die am Samstag mit einem Teamzeitfahren in Sevilla beginnende 65. Auflage der Vuelta a Espana verspricht in Abwesenheit von Alberto Contador ein offenes Rennen zu werden. Der Spanier hat seine Saison nach dem Tour-de-France-Triumph frühzeitig beendet, damit kommen mehr als ein halbes Dutzend Fahrer für den Sieg infrage. Der zweimalige Gewinner Denis Mentschow, der Luxemburger Fränk Schleck und einige Spanier um Carlos Sastre sollten um den Titel bei der letzten der drei großen Rundfahrten des Jahres mitfahren. Für Österreich treten Grand-Tour-Debütant Stefan Denifl und Bernhard Eisel an.

Neben Contador fehlen auch die Top Drei aus dem Vorjahr. Der 2009 siegreiche Spanier Alejandro Valverde sitzt bis Jänner 2012 eine Dopingsperre ab, sein Landsmann Samuel Sanchez verzichtet und das BMC-Team des drittplatzierten Weltmeisters Cadel Evans erhielt keine Einladung. In Abwesenheit des Trios sind neben Mentschow (Sieger 2005, 2007), Fränk und Andy Schleck auch der Italiener Vincenzo Nibali und Sastres-Landsmänner David Arroyo und Joaqim Rodriguez Anwärter auf das diesmal rote und nicht mehr goldene Siegertrikot.

Sechs Bergankünfte

Die Strecke bei der 75-Jahr-Jubiläumsauflage führt über rund 3.350 Kilometer von Südspanien über die Pyrenäen nach Madrid. Acht Gebirgsetappen samt sechs Bergankünften stellen sich den Fahrern dabei unter anderem in den Weg. Das einzige Einzelzeitfahren (17. Etappe/46 km) und schließlich am vorletzten Tag der in der Vuelta-Geschichte noch nie gefahrene, berüchtigte Anstieg "Bola del Mundo" (Erdkugel) nördlich der Hauptstadt werden schlussendlich die Entscheidung bringen.

Mentschow fühlt sich jedenfalls bereit für seinen dritten Sieg, der Russe war bei der Tour de France hinter Contador und Andy Schleck Dritter. "Ich trete an, um zu gewinnen. Ich bin in Spanien immer gut gefahren, aber es wird nicht leicht", so der Rabobank-Profi, der die Schleck-Brüder als erste Herausforderer sieht. Aber auch sein zukünftiger Geox-Teamkollege Sastre will es vor Heimpublikum nach bisher drei Podestplätzen (2005, 2007, 2008) noch einmal wissen. "Ich bin perfekt motiviert und meine Form ist gut. Mentschow ist der stärkste Rivale, er hat das Rennen schon gewonnen. Aber ich werde kämpfen", versprach der Tour-de-France-Sieger von 2008, der allerdings mit dem Giro und der Tour heuer bereits viele schwere Rennkilometer in den Beinen hat.

Denifls Ziel ist Madrid

Im Cervelo-Team des bereits 35-jährigen Sastre gibt der Tiroler Stefan Denfil sein Debüt bei einer dreiwöchigen Rundfahrt. Der 22-Jährige freut sich über die gebotene Chance und will vorrangig Erfahrung sammeln. "Natürlich habe ich Respekt. Von den drei großen Rundfahrten ist die Vuelta aber sicher die beste, um anzufangen. Es wird sicher brutal schwer, aber ich freue mich schon darauf. Ich habe jedenfalls überhaupt keinen Druck", meinte die rot-weiß-rote Hoffnung im Gespräch mit der APA.

Seine Vorbereitung auf den zweiten Saisonhöhepunkt nach der Ö-Rundfahrt (Platz sieben) sei gut verlaufen. Als letzten Härtetest nach einem Höhentrainingslager in St. Moritz bestritt er am Sonntag den Grand Prix Plouay in Frankreich. "Ich bin gut vorbereitet und das erste Ziel ist es, in Madrid anzukommen", meinte der Stubaier, der einen Tag nach Ende der Vuelta Geburtstag feiert.

Seine Hauptaufgabe werde die Unterstützung seiner Teamkollegen Sastre und Xavier Tondo sein, aber auch Eigeninitiativen auf einer mittelschweren Etappe schließt er nicht aus. "Wenn die Form passt, werde ich auch versuchen, mich vorne zu zeigen", so Denifl.

Eisel und Cavendish haben sechs Abschnitte im Visier

Auch Eisel wird bei seiner dritten Vuelta nach 2005 und 2006 vorrangig Helferaufgaben übernehmen. Der 29-jährige Steirer ist im Team Columbia wie schon bei der Tour de France als einer der Anfahrer von Sprint-Ass Mark Cavendish vorgesehen. In Absprache mit Cavendish hat er insgesamt sechs Etappen ausgemacht, die für Sprintankünfte infrage kommen dürften. Die schärfsten Sprintrivalen des Briten sind Tyler Farrar (USA), Thor Hushovd (NOR) und Alessandro Petacchi (ITA).

Eisel will die dreiwöchige Tour aber vor allem dazu nutzen, um für die WM Anfang Oktober in Australien in Schuss zu kommen. "Für mich geht es in erster Linie darum, wieder eine gute Form zu kriegen. In der Vorbereitung hatte ich Zahnprobleme, was die Sache nicht leichter macht. Aber ich bin zuversichtlich und will die Rundfahrt erstmals ausfahren und dann bei der WM angreifen", sagte Eisel zur APA.

WM-Vorbereitung

Auch "down under" dürfte das Duo Eisel/Denifl die rot-weiß-roten Farben vertreten. Die Nominierung durch den ÖRV dürfte vor allem für Eisel, für den die WM nach den Frühjahrsklassikern der zweite große Saisonhöhepunkt ist, wohl nur eine Formsache sein. Aber auch Denifl würde die Teilnahme freuen. "Wenn ich die Vuelta gut verkrafte, dann wäre es toll, bei der WM dabei zu sein", meinte der Tiroler. (APA)