Venedig - Eine seltene Verschmelzung von Tanz, Architektur und Videokunst zeigt die steirische Arbeitsgemeinschaft für Architektur-, Kunst und Medienarbeit "Artimage" in einer alten Schiffswerft mit Blick auf die Friedhofsinsel San Michele. Ausgehend von einem spektakulären Bürobau der Architekten Michael Gattermeyer, Daniela Gojic und Brigitte Spurej Jammernegg an der Autobahnauffahrt Graz Ost analysierten der Choreograf Richard Siegal, der Künstler Peter Welz und Designer Alexander Kada denselben Raum.

Sie demontierten ihn und übersetzten ihn in ihre jeweilige Kunstsparte. Die Baupläne des Architekten werden in dem von Charlotte Pöchhacker kuratierten Projekt mit den Notationen von Choreografen verglichen. Das Ergebnis ist die spartenübergreifende Installation Longing for ..., die Sehnsucht nach Vereinigung von Mensch und Raum thematisiert.

Kada baute eine Bühne, die durch ihre schwarze glänzende Außenhaut einer aus den Fugen geratenen Kaaba ähnelt. Denn der scheinbar undurchdringbare Kubus, auf dem das Publikum auf Augenhöhe einen PVC-Tanzboden findet, ist auf zwei Achsen gespalten und erlaubt Einblicke in sein Stahlgerüst-Innenleben. Sechs Tänzer gehen hier zu Werke, alle Ebenen des Raums werden auf Bildschirmen übertragen.

Die Zuseher, die sich selbst durch die Skulptur bewegen können, montieren aus den Einzelteilen ihren eigenen Raum. Den dazugehörigen Sound komponierte Hubert Machnik. Die Performance läuft bis Sonntag in der Tesa 92 im Arsenale Novissimo. (cms, DER STANDARD - Printausgabe, 27. August 2010)