Das Moritz von Oswald Trio, heute in Dornbirn.

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Allein der in Richtung Jazzgemütlichkeit zu deutende Projektname signalisiert, dass es hier nicht um klubkulturellen Hedonismus im Reinformat geht. Die Vergangenheit der Protagonisten tut dies ohnehin: Mit dem Moritz von Oswald Trio ertönen heute, Freitag, im Dornbirner Conrad Sohm elektronische Klangforschungen, die sich entlang vieler akustischer Ausformungen der Klubkultur hanteln. Schließlich war Moritz von Oswald an vorderster Stelle dabei, als so manches musikalische Feld definiert wurde: als Schlagzeuger der sperrigen NDW-Formation Palais Schaumburg ebenso wie als früher Vertreter dessen, was in den Neunzigerjahren als Minimal Techno in die Musikgeschichtsbücher einging. Unter dem Pseudonym Maurizio vermengte von Oswald die Ästhetik des Dub mit elektronischen Anleihen und gilt spätestens seit damals als wegweisender musikalischer Querkopf, der in Spezialistenkreisen globale Anerkennung genießt. Nicht zuletzt seine Kooperation mit dem Detroit-Techno-Aushängeschild Carl Craig, im Zuge deren für die Deutsche Grammophon eine Neuinterpretation von Maurice Ravels Boléro entstand, zeugt von den undogmatischen Ansätzen von Oswalds, einem Ururenkel Otto von Bismarcks. Wobei das durch Max Loderbauer und Sasu Rippati komplettierte Trio live die Konsequenz aus zu viel Hokuspokus in der elektronischen Klangerzeugung vorführt: Die drei Herrschaften verschanzen sich hinter Analog-Synthesizern und reichlich Percussion. (lux, DER STANDARD - Printausgabe, 27. August 2010)