Brauner über St. Marx: "Hier könnte der ORF sicher eine schöne neue Heimat finden. Das wäre für den Standort gut und für den ORF gut."

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Die Stadt Wien intensiviert ihr Bestreben, den ORF vom Küniglberg ins Stadtentwicklungsgebiet St. Marx in Wien-Landstraße zu locken. Dort, am Gelände des ehemaligen Viehmarktes, befindet sich das "Media Quarter Marx", das sukzessive ausgebaut wird. "Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass es für die Entwicklung des Media Quarters, also des Stadtteils, eine sehr vernünftige Geschichte wäre, wenn der ORF dorthin übersiedeln würde", hat Bürgermeister Michael Häup betont. Er forderte den Stiftungsrat auf, in Sachen Übersiedlung aktiv zu werden.

Ein Wechsel nach St. Marx wäre laut Häupl nicht zuletzt deswegen sinnvoll, weil sich technische Bereiche effizienter strukturieren ließen, gab der Bürgermeister zu bedenken. Er erwarte sich, dass der Stiftungsratsvorstand nunmehr den Generaldirektor bzw. die Geschäftsleitung des ORF beauftrage, "sich darüber Gedanken zu machen, auf Grundstückssuche zu gehen und dann einen Masterplan über die weitere Standortentwicklung des ORF vorzulegen", sagte Häupl.

"Schöne neue Heimat"

Wirtschaftsstadträtin Renate Brauner lobte die vorgesehene Örtlichkeit, die direkt neben der ehemaligen, denkmalgeschützten Rinderhalle liegt: "Hier könnte der ORF sicher eine schöne neue Heimat finden. Das wäre für den Standort gut und für den ORF gut." Die Entscheidung liege natürlich beim Unternehmen, man sei aber an einer raschen Entscheidung interessiert, so Brauner.

Auf die Frage nach möglichen Anreizen bzw. Unterstützungen für den öffentlich-rechtlichen Sender, meinte sie: "Da gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten." Denkbar sei etwa ein Public-Private-Partnership-Modell. Zum Preis des infrage kommenden Grundstückes machte Brauner keine Angaben. Diese Fragen seien noch nicht diskutierbar, versicherte sie.

Häupl ist übrigens, unabhängig von Standortfragen, mit dem ORF zufrieden, wie er erklärte. 2006 hatte der Bürgermeister für Aufsehen gesorgt, als er dem damaligen TV-Chefredakteur Werner Mück attestierte, dieser führe den ORF wie die "Iswestija" (russ. Tageszeitung, zu Sowjetzeiten Sprachrohr der Regierung, Anm.). Inzwischen habe sich "fundamentales" geändert: "Jetzt gibt es die sogenannte Redakteurs- und Redaktionsverantwortung und keine Zentralsteuerung mehr gemäß den parteipolitischen Vorgaben aus dem Generalsekretariat der ÖVP."

Dass man mit der Berichterstattung trotzdem nicht immer glücklich sei, komme vor: "Es geht aber für den ORF nicht darum, Glück bei Politikern herzustellen. Das werden sich die Politiker woanders suchen müssen."

Medienquartier

In St. Marx wird jedenfalls intensiv gebaut - am dritten Gebäude des Medienquartiers. Ab September 2011 werden dort fast 40.000 Quadratmeter Fläche zur Verfügung stehen. Zwei Objekte sind bereits in Betrieb. Die Zahl der Studios für Film- und Fernsehproduktionen wird nach Fertigstellung des dritten Bauteils von sieben auf zehn wachsen. Insgesamt werden in St. Marx aus öffentlichen und privaten Mitteln rund 70 Mio. Euro investiert.

Ebenfalls in Planung sind Ausbildungs-Initiativen. Vorgesehen ist die Einrichtung eines Fachhochschul-Studienganges, eines Master-Studiengangs für Medienmanagement sowie eine Weiterbildungseinrichtung für Journalisten. Letztere hat bereits für Kritik der Opposition gesorgt. Dort, so wurde unter anderem gemutmaßt, werde eine journalistische "SP-Leibgarde" ausgebildet. Sowohl Häupl als auch Brauner wiesen diese Vorwürfe zurück.

"Das ist ein völliger Unsinn", versicherte Häupl. Die Wien-Holding würde sich auf den rein kaufmännischen Bereich zurückziehen, betonte er. Vertreter der Holding sowie des Medienhauses Wien haben im Gespräch mit Journalisten angekündigt, dass das Kursprogramm von einem unabhängigen Betreiber unter Einbindung von Medienunternehmen umgesetzt wird. In Wien gebe es noch keine Einrichtung, die sich der Weiterbildung berufserfahrener Journalisten widmet, wiesen sie die Kritik an dem Projekt, das 2012 starten soll, zurück. (APA)