Jerusalem - Israel hat Deutschland aufgefordert, den Fall eines in Bayern lebenden mutmaßlichen NS-Kriegsverbrechers erneut zu prüfen, der in den 50er Jahren vor einer Haftstrafe aus den Niederlanden geflohen war. Der israelische Justizminister Jaakov Neeman habe seine deutsche Kollegin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) in einem Schreiben darum gebeten, sagte ein Ministeriumssprecher in Jerusalem am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP. Anfang des Monats hatten 150 israelische Anwälte die Regierung in einer Petition aufgefordert, Berlin zu juristischen Schritten gegen den heute 88-jährigen Klaas Carel Faber zu drängen.

Faber, der im Zweiten Weltkrieg dem SS-Sonderkommando "Silbertanne" angehörte, wird auf der Liste der meistgesuchten NS-Verbrecher des Simon-Wiesenthal-Zentrums geführt. Die niederländische Justiz verurteilte ihn wegen der Ermordung von 22 Juden zum Tode, das Urteil wurde aber in eine lebenslange Haftstrafe umgewandelt. Im Jahr 1952 brach er aus einem niederländischen Gefängnis aus und floh nach Deutschland. Seit Jahrzehnten lebt der gebürtige Niederländer unbehelligt von der Justiz im bayerischen Ingolstadt.

Niederlande bemühte sich erfolglos um Auslieferung

Die Niederlande bemühten sich mehrfach um eine Auslieferung. Da Faber als Mitglied der SS die deutsche Staatsbürgerschaft erhielt, lehnte Deutschland dies allerdings immer wieder ab. Leutheusser-Schnarrenberger hatte Bayern Anfang August gebeten, die "verschiedenen rechtlichen Möglichkeiten" zu prüfen, wie der 88-Jährige zur Verantwortung gezogen werden könne. Dabei solle auch untersucht werden, "ob aus heutiger Sicht eine Übernahme der Strafvollstreckung" des niederländischen Urteils aus den 40er Jahren in Betracht komme. (APA)