Screenshot: Wikileaks

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Homegrown Terrorism: Der Verdächtige James Cromitie wurde 2009 in New York verhaftet, er soll Anschläge auf jüdische Einrichtungen im Stadtteil Bronx geplant haben.

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Washington - Es kann ja nicht immer der große Scoop sein, den die Whistleblower-Website Wikileaks durch das World Wide Web treibt. Nach der aufsehenerregenden Veröffentlichung der Einsatzprotokolle einer Hubschrauberbesatzung der US-Armee im Irak und jüngst den Afghanistan-Tagebüchern haben die Aufdeckungshelfer rund um Julian Assange nun einen weiteren Geheimbericht der US-Regierung dem Internetpublikum zugänglich gemacht. Das alleine ist angesichts des Drucks auf die umstrittenen Aufdecker bemerkenswert.

Dabei handelt es sich um ein zweieinhalbseitiges Memorandum der CIA-Abteilung Red Cell, das sich mit den möglichen Konsequenzen des "Homegrown Terrorism", also US-Bürger, die sich dem Terror zuwenden, beschäftigt. Inhaltlich bietet die neueste Wikileaks-Veröffentlichung nicht viel Brisantes. Von ein gewissen David Headley alias Daood Gilani ist da die Rede, der US-Pakistani hatte mit seinem amerikanischen Reisepass geholfen, die Terrorangriffe von Mumbai 2008 durchzuführen.

Gelassene Reaktion

Und von dem jüdischen US-Bürger Baruch Goldstein, der Mitte der Neunziger in einer Moschee in Hebron 29 Palästinenser ermordete. Und auch die Schlussfolgerungen der CIA-Denker, nun von Wikileaks veröffentlicht, geben wenig Anlass aufzuschreien. Und auch US-Regierungsvertreter reagieren vergleichsweise gelassen auf das erneute Informationsleck.

Die USA hätten es, wenn sie künftig als "Terroristen-Exportland" gelten, schwerer, auf internationales Recht zu pochen und Regierungen im Ausland davon zu überzeugen, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Etwa, wenn es um gesuchte, mutmaßliche Terroristen geht, derer Washington auf fremdem Territorium habhaft werden möchte. Auftrag der Red Cell der CIA ist, unkonventionelle Strategien und Handlungsmuster zu entwickeln, Diskussionen anzufachen, Meinungen zu schärfen.

Ausflug in die Historie

Vielleicht deshalb ziehen die Verfasser des Memorandums einen Aspekt aus den Vierzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts aus der Tasche, um die Gefahren zu beschreiben, die einem "Terroristen-Exportland" USA drohen. Der britische Geheimdienst habe vor dem Kriegseintritt der Vereinigten Staaten 1941 Nazi-Sympathisanten in den USA ermorden lassen. (flon/derStandard.at, 26.8.2010)