Ein paar tausend Soldaten einer "friedenserhaltenden" (sic!) Einheit der Afrikanischen Union (AU) sorgen in Somalia dafür, dass die Regierung in dem in Chaos und Gewalt versunkenen Land physisch überlebt. Sie sind nicht viel mehr als Leibwächter von Präsident Sharif Sheikh Ahmed, der immer größere Teile Somalias an die Shabaab-Milizen verliert und sich auch in der Hauptstadt Mogadischu in einem ständigen Rückzugsgefecht befindet.

In Somalia sind nicht nur 1993 die USA militärisch gescheitert, auch alle regionalen Schlichtungsversuche und Interventionen danach gingen ins Leere. In Somalia scheint es immer nur die Wahl zwischen Pest und Cholera zu geben: Überlässt man die international anerkannte Regierung ihrem Schicksal, so schenkt man den ideologisch an den Taliban orientierten Shabaab ein ganzes Land. Hält man die ausländische Intervention aufrecht - oder verstärkt man sie, wie die AU es vorhat -, dann verschafft man den Shabaab nicht nur innersomalischen Zulauf, sondern auch den von internationalen Jihadisten.

Dass sich die Welt heute für Somalia wieder mehr interessiert, ist jedoch eine Folge des Shabaab-Bombenanschlags im ugandischen Kampala im Juli mit 70 Toten. Das war für westliche Verhältnisse immer noch weit weg. Aber die Vernetzungen der Shabaab etwa in den Jemen machen sie immer mehr zum internationalen Spieler, der einem auch anderswo als in Afrika begegnen könnte. (Gudrun Harrer/DER STANDARD, Printausgabe, 26.8.2010)