Die riesige Ölwolke wabert in mehr als 1100 Metern Tiefe. Ebenda stießen US-Forscher auf neue Ölfresser-Mikroben.

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Unerwarteter Reinigungstrupp: Die sogenannten Proteobakterien könnten Kohlenwasserstoffe schneller als angenommen abbauen, ohne dabei wie die meisten Öl-zersetzenden Bakterien den Sauerstoff deutlich zu verringern

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Washington - Letzte Woche noch klangen die jüngsten wissenschaftlichen Neuigkeiten aus dem Golf von Mexiko alles andere als hoffnungsfroh: Forscher berichteten im US-Wissenschaftsmagazin "Science" von einer 35 Kilometer großen Ölwolke, die als direkte Folge der Havarie der Ölbohrplattform Deepwater Horizon in einer Tiefe von rund 1100 Metern dahinwabern würde.

Nicht einmal eine Woche später sieht die Lage schon sehr viel besser aus: Forscher um Terry Hazen vom Berkeley National Laboratory in Kalifornien hatten zwischen dem 25. Mai und dem 2. Juni an 17 verschiedenen Stellen der unterseeischen Ölwolke 200 Wasserproben genommen und danach mittels avancierter gentechnischer Methoden ausgewertet.

Dabei machten die Forscher höchst erfreuliche Entdeckungen: Sie fanden verschiedene Arten von ölzersetzenden Mikroorganismen, sogenannten Gamma-Proteobakterien der Ordnung Oceanospirillales, wie sie am Mittwoch in der Onlineausgabe von Science berichten. Zudem identifizierten sie jene Fettsäuren und Gene, die auf einen Abbauprozess durch die Mikroben hinweisen.

Unter den gefundenen Mikroben war aber auch eine bisher unbekannte Art, die sich in einem entscheidenden Punkt von den bisher bekannten Spezies unterscheiden: Sie verbrauchen weniger Sauerstoff. Anderen ölabbauende Mikroorganismen geht nämlich schnell die Luft aus, sobald sie sich massenhaft vermehren. In der Folge können Todeszonen im Wasser entstehen - Regionen, in denen aufgrund des Sauerstoffmangels kein Leben möglich ist.

Das dürfte bei den in der Wolke entdeckten Mikroben jedoch nicht der Fall zu sein: Die Sauerstoffkonzentrationen außer- und innerhalb der Wolke unterschieden sich laut den Analysen der Forscher nämlich nur geringfügig, weshalb man sie bisher auch übersehen hat. Nach Ansicht der Wissenschafter hat das häufige Auftreten von natürlichen Öllecks im Meeresboden in dieser Region die Bakterien dazu gebracht, sich besonders gut an derartige Situationen anzupassen.

Keine Auskunft gibt die Studie über die aktuelle Größe der Ölwolke - zumal die Proben bereits Anfang Juni genommen worden waren. Sie gehen aber grundsätzlich davon aus, dass es in der Tiefsee "ein erhebliches Potenzial für einen interne biologische Selbstreinigung von Ölverunreinigungen" zu geben scheint. (tasch/DER STANDARD, Printausgabe, 26. 8. 2010)