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Wiens Bürgermeister Michael Häupl sagt zur Vorgangsweise von Anas Schakfeh, Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft, in der Minarett-Debatte: "Kein Kommentar."

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Wien - "Eine völlig hochgezogene Debatte" ist nach der Ansicht des Wiener Bürgermeisters Michael Häupl (SP) die Diskussion um den Bau von Minaretten in allen Landeshauptstädten - "und zwar von allen Seiten". In Wien gebe es derzeit jedenfalls keinen Antrag auf den Bau von Moscheen oder Minaretten. Es gebe daher auch keinen aktuellen Anlass für diese Debatte: "Die Moschee in Floridsdorf gibt es seit 27 Jahren, das ist überhaupt kein Thema." Ob Anas Schakfeh, der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft, bei seiner Forderung besonders geschickt vorgegangen sei? "Kein Kommentar."

Häupls Parteikollege Omar Al-Rawi, Wiener Gemeinderat und Mitglied der muslimischen Gemeinde, hält Schakfehs Forderung nach einem Minarett pro Bundesland für "aus dem Zusammenhang gerissen". "Die Debatte wird ja laufend von FPÖ und BZÖ angezündet - und nicht von den Muslimen". Schakfeh habe lediglich von "seiner Vision" gesprochen und gleichzeitig betont, dass ein muslimisches Gebetshaus auch von "europäischer Architektur" geprägt sein könne.

"Wurscht, ob es Minarette gibt"

"Mir persönlich ist es ja wurscht, ob es Minarette gibt oder nicht", sagt er. Allerdings seien die Geschmäcker eben verschieden. "Und deshalb müssen Muslime genauso bauen dürfen wie jeder andere - vorausgesetzt, die Bauordnung wird eingehalten und die Sorgen der Anrainer werden ernstgenommen." Eine "Lex Muslime" wie in Vorarlberg und Kärnten sei jedenfalls inakzeptabel. Dort haben die Landtage bereits über die Bauordnung den Bau von Minaretten de facto unmöglich gemacht.

Die FP, die eine österreichweite Volksbefragung zu "zentralen Themen des Islam in Österreich" wie Moscheenbau oder Kopftuch fordert, wollte bereits bei der Wiener Volksbefragung im Februar abfragen lassen, ob "publikumsintensive Großbauten" in Zukunft einer Anrainerbefragung unterzogen werden sollten. Gemeint waren Moscheen und Minarette, die der nicht amtsführende Stadtrat Johann Herzog damals als "kulturfremde Elemente" bezeichnete.

Seit Jahren protestiert im 20. Bezirk die Bürgerinitiative "Moschee ade" gegen den geplanten Ausbau eines türkischen Vereinslokals zu einem Veranstaltungszentrum - und unterstützt seit diesem Jahr Bewohner der Rappgasse in Floridsdorf, die durch einen Ausbau des dortigen Vereinslokals eine "Parallelgesellschaft" fürchten. (Bettina Fernsebner-Kokert, Martina Stemmer, DER STANDARD Printausgabe, 25.8.2010)