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Kunst in Bad Gastein als Landschaftsblick durch den Rahmen.

Foto: dpa

Bad Gastein - "Immer im Werden und nie am Sein." - was über Berlin gesagt wird, kann auf Bad Gastein gemünzt werden: sie wird Kulturstadt. Wobei: Die Latte, im wahrsten Sinne des Wortes, wurde hoch gehängt; zwischen leerstehenden Prunkhotels einer vergangen Epoche fordern Banner zur Einrahmung auf ("frame it!" ). Tatsächlich ist der Rahmen des "interkulturellen Kunstfestivals" weit gefasst. Unweigerlich fragt man sich bei der Preisverleihung für den Fotowettbewerb: Geht's nicht eine Nummer kleiner?

Doris Höhenwarter, dynamische Kurdirektorin, hat das Projekt zusammen mit Honoratioren initiiert und sieht das mit dem "kleiner" selbstverständlich nicht so. Zum Gesamtkonzept "sommer frische kunst" gehören 16 goldene (!) Rahmen, die in der Landschaft stehen. Wer durchschaut, hat den besten Blick. Weniger pädagogisch Blicke lenkend ist die von Ulli Sturm kuratierte Fotoausstellung, die in dem alten Kraftwerk am Fuße des Wasserfalls eine skurrile Heimat gefunden hat.

Aus mehr als 50 Einreichungen zum Thema "Ansichtssache" hat die Jury aus interessierten Laien, heimatverbundenen Gasteinergrößen wie Olaf Krohne und Ike Ikrath und eben dem Kunstprofi Ulli Sturm die beste gewählt. Auf einer Fläche von sechs mal sieben Metern baumelt jetzt das Gewinnerinnensujet vorm Kongresszentrum. Sieben Männer liegen im Rasen auf dem Bauch und richten ihre Kameras auf ein kaum zu sehendes Nacktmodell.

Wettbewerbssiegerin Katharina Gruzei (27) hatte ein "Seminar für erotische Fotografie" begleitet und verwandelte auf diese Weise die Fotografierenden selbst zum Fotomotiv. Die Ausstellung im Kraftwerk wurde mit einer großartigen Food-Inszenierung durch die Berliner Künstlerin Telse Bus eröffnet. Kein leichtes Unterfangen, denn Ulli Sturm musste die Arbeiten sogar auf die Turbinen kleben. Die Fotos biegen sich nun über die blauen Energiespender.

Auch der Gesamteindruck ist nicht ganz einfach herzustellen. Zum einen liegt es daran, dass der Betrachter durch den knallvollen Raum keinen Abstand zu den Arbeiten hinkriegen kann. Zum anderen sind es durch die Bank "schöne" Werke: Miniaturölpumpen als Querverweis zum Heilquellenbad, überwucherte Jeans, die im Grünen allmählich verrotten.

Alles hat zwar mit Bad Gastein zu tun, aber nichts ist wirklich Bad Gastein. Dabei ist das "Werden ohne zu sein" bei jedem Gang durch den Ort augenfällig. Auch ohne Rahmen. (Andreas Tölke/DER STANDARD, Printausgabe, 25. 8. 2010)