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Mäc Geiz erlitt in Deutschland mit 270 Filialen Schiffbruch. Österreicher wollen das Geschäft mit dem Billigen neu beleben.

Foto: APA/EPA/Zucchi

Nach Libro, Pagro und Pfennigpfeiffer will Martin Waldhäusl mit dem Industriellen Josef Taus die Diskontkette Mäc Geiz retten. Über den Zwang zur Größe, den Reiz des Sanierens und den Vorteil, keine Heuschrecke zu sein.

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Wien - Das Geschäft mit dem Geiz macht viele reich. Aber nicht alle. Während Billigketten wie Tedi in Deutschland jährlich gut hundert neue Läden aus dem Boden stampfen, brach anderen die rasante Expansion im Ein-Euro-Nirvana das Genick. Dem deutschen Diskonter Mäc Geiz etwa. Sein Gründer Dirk Bolmerg hatte von tausend Shops geträumt. Im Mai rutschte der Betrieb mit 270 Filialen in die Pleite.

"Keine Heuschrecken"

Ein Österreicher will ihn retten: Josef Taus setzte sich gegen Mitbieter durch und holt Mäc Geiz in seine Holding. Es ist nach Libro, Pagro und Pfennigpfeiffer die dritte Akquisition einer Handelskette des Industriellen und die zweite in Deutschland. "Wir sind strategische Investoren und keine Heuschrecken, wir sind in der Region bekannt, und wir sind gekommen, um zu bleiben", sagt Martin Waldhäusl, der für ihn die operativen Geschäfte führt. Das sei wohl ein Grund für den Zuschlag gewesen.

Sanierungen seien nichts Neues für ihn: Mit Libro habe es vor acht Jahren begonnen, 2004 folgte die Schreibwarenkette Pagro und vor zwei Jahren der Haushaltsdiskonter Pfennigpfeiffer. Mäc Geiz kommt mit dem deutschen Betrieb unter ein gemeinsames Dach - ein Drittel der Anteile hält Christoph Pfeiffer, der Gründer von Pfennigpfeiffer und Geschäftspartner.

Seine Handelsgruppe habe wenig andere Möglichkeiten als die Expansion ins Ausland, wolle sie sich weiter gegen die Konkurrenz behaupten, meint Waldhäusl. Ob Thalia, Müller oder Media Markt und Saturn, hinter allen Handelsketten stünden riesige internationale Konzerne. Für Libro und Pagro sei der österreichische Markt bald ausgereizt, auch neue Übernahmen böten sich hier keine an.

Mit Mäc Geiz und Pfennigpfeiffer eröffneten sich künftig freilich viele Synergien und eine stärkere Position beim Einkauf. Man werde beide Marken parallel führen.

75 Standorte gehen an NKD

Die Kette sei zu rasch gewachsen, glaubt Waldhäusl. Die hohen Kosten für gut frequentierte Lagen in Westdeutschland hätten sie zusätzlich überfordert. Taus hat 185 Standorte übernommen, 75 weitere werden separat an den bayerischen Textildiskonter NKD abgegeben. Bis die Sanierung greife, werde es zwei bis drei Jahre brauchen. Bereits heuer soll das Filialnetz erweitert werden. Der Schritt nach Österreich sei jedoch weder mit Mäc Geiz noch mit Pfennigpfeiffer geplant: Das Konzept greife hier in dieser Form nicht.

Wert auf die Produktionsbedingungen legen in der Billigbranche nur wenige, auch Mäc Geiz kauft den Großteil der Ware in Fernost ein, ließ Gründer Dirk Bolmerg in früheren Interviews wissen. Er habe vor allem europäische Lieferanten, sagt Waldhäusl, in Asien werde eingeschränkt direkt bestellt. Denn die containerweise Beschaffung habe viele Nachteile, und geringere Transportkapazitäten hätten die Kosten erhöht. Also wird auf Zwischenhändler vertraut.

Mit Libro und Pagro sieht er sich bisher gut durch die Krise gekommen. Mit 358 Filialen setzen beide 370 Mio. Euro um. Umsatz und Ergebnis seien 2009/10 gestiegen. (Verena Kainrath, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25.8.2010)