Die Sommergespräche sind an einem Tiefpunkt angelangt. Während im deutschen Fernsehen immerhin politische Inhalte debattiert werden, spult der ORF ein uninspiriertes Pflichtprogramm ab, das sich durch sein lähmendes Setting selbst blockiert. Vorige Woche war Claus Raidl, der Grünen-Chefin Glawischnig wie nebenbei demontierte, als Gesprächspartner ein Glücksfall. Darüber konnte man den missglückten Auftakt mit einer völlig unvorbereiteten Unternehmerin, die BZÖ-Obmann Josef Bucher in der grotesken Kulisse ihrer Backwarenfiliale bewirtet hatte, beinahe vergessen

Foto: ORF/MILENKO BADZIC

Diesen Montag lenkte aber kein Kuchenduft von der miserablen Gesprächsführung ab. Das liegt in erster Linie an Ingrid Thurnher, die unsicher wirkte und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache kampflos die Moderation überließ. Ihre Fragen waren unpräzise, oft ironische, spöttische Unterstellungen, die ein ungebremster Strache als Einladung zum Wahlkämpfen annehmen konnte. Schon nach wenigen Minuten ließ sich Thurnher von ihm mit absurden Manipulationsvorwürfen aus dem Konzept bringen.

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Die polnische Unternehmerin Aleksandra Izdebska diente Strache als gutes Beispiel für eine tüchtige, "anständige" Zuwanderin. Jene würde auch er nach Österreich kommen lassen. Thurnher ließ Izdebska kaum zu Wort kommen, während Strache ausführlich sein Programm abspulen durfte.

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Einem Populisten wie Strache kommt man nicht bei, indem man ihn mit unangebrachtem Spott ausstellt. Strache lässt sich nicht so einfach vorführen. Ein Moderator sollte ihn ernst nehmen. Mit ihren arroganten Suggestivfragen hat Ingrid Thurnher hingegen Straches Wahlkampf unterstützt. (Isabella Pohl, DER STANDARD, Printausgabe, 25.8.2010)

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Live-Kommentar: "Bin ich für Sie auch zu viel Fremdes?" - FPÖ-Obmann Strache traf auf DiTech-Gesellschafterin Aleksandra Izdebska, derStandard.at kommentierte live

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