Beharrlich: Schon im Frühjahr 2009 hatte sich Heinz-Christian Strache demonstrativ für die Gegner eines islamischen Zentrums in Wien-Brigittenau eingesetzt.

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Wien - Der Glaube sei heilig und er respektiere den Islam, sagte Heinz-Christian Strache. "Aber was wir kritisieren, ist der Missbrauch der Religion, nämlich den Islamismus, der sich auch in unserer Gesellschaft ausbreitet." Der FPÖ-Chef sprach sich am Montagabend im ORF-Sommergespräch klar gegen Moscheen mit Minaretten aus.

Zum entsprechenden Vorstoß des Vorsitzenden der Islamischen Glaubensgemeinschaft, Anas Schakfeh, der die Errichtung einer Moschee mit Minarett in jeder Landeshauptstadt gefordert hatte, sagte Strache: "Gebetshäuser ja, aber keine Mehrzweckeinrichtungen, aber kein Minarett und kein Muezzin."

Der Vorstoß von Schakfeh stieß aber auch in den Landeshauptstädten auf wenig Gegenliebe. Minarette seien nicht notwendig, es gebe andere Wege, heißt es in den Städten. Der Linzer Bürgermeister Franz Dobusch sagte, in Linz werde eine Moschee erweitert, es sei aber kein Minarett vorgesehen. Der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl sagte, die Grazer Moschee habe kein Minarett.

Schakfeh hatte sich zuvor gegen die Angriffe von FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky gewehrt. "Die Diktion der jüngsten FPÖ-Entgleisungen ist faschistisch", sagte Schakfeh am Montag. Derartige "Hasstiraden" würden dem guten Ruf und Ansehen Österreichs schaden.

Schakfeh zeigte sich nicht überrascht "von den jüngsten unqualifizierten und hetzerischen Äußerungen der FPÖ". Mit der Forderung eines Zuwanderungsverbots für Personen aus dem islamischen Raum würden allerdings "alle roten Linien und Grenzen der Vernunft" überschritten. "In völliger Ignoranz will die FPÖ nicht wahrhaben, dass Muslime längst Teil Österreichs sind und zu rund 50 Prozent österreichische Staatsbürger."

Strache verteidigte im ORF einmal mehr sein Werbeplakat mit dem "Wiener Blut"-Slogan. Dieser Begriff sei gerade im Vielvölkerstaat geprägt worden, wo es tschechische, ungarische und serbische Einflüsse gegeben habe: "Das macht ja die Wiener Kultur aus."

Speziellen Dank Straches gab es übrigens für einen Polen, nämlich für Johann Sobieski, der "die Wiener und die Wiener Lebensart vor dem osmanischen Reich gerettet hat".

Trotzdem kam Straches Ausländerpolitik bei seiner Gesprächspartnerin, der polnisch-stämmigen DiTech-Gesellschafterin Aleksandra Izdebska, nicht gerade gut an. Als der FPÖ-Chef etwa dafür plädierte, gewisse Familienleistungen wie das Kindergeld und die Familienbeihilfe erst nach erfolgter Integration an Zuwanderer auszuschütten, meinte die Unternehmerin: "Das ist menschlich nicht in Ordnung."

Ausländerfeindlichkeit wies Strache freilich zurück: "Wir sagen ja nicht, dass wir gegen das Fremde sind, sondern gegen zu viel Fremdes." Strache würde auch im Regelfall dafür plädieren, nur noch zeitlich befristete Arbeitsverträge zu vergeben. Die ganze Familie dürfte da nicht mitkommen. (APA, red, DER STANDARD, Printausgabe, 24.8.2010)