"Wie die Stunde letztlich gestaltet wird, kann ich frei entscheiden, das mache ich von der Gruppe abhängig."

Foto: Kidsco

Ab September wird Laura Taylor wieder kreuz und quer durch ganz Wien und Umgebung fahren - bepackt mit einer großen Tasche voll mit Büchern, CD's und weiteren Unterrichtsmaterialien für Kinder zwischen drei und zehn Jahren. Jede Woche wird sie wieder zu den unterschiedlichsten Kindergärten und Volksschulen sausen, um dort als externe Lehrerin ihre Muttersprache Englisch in Kleingruppen von sechs bis acht Kindern zu unterrichten. Seit zwei Jahren lebt die junge Britin in Wien, seit einem Jahr arbeitet sie für die "mobile" Sprachschule "Kidsco".

daStandard.at: Der Sprachuntericht wird nicht nur in der Sprachschule selbst, sondern auch direkt an Kindergärten und Volksschulen abgehalten. Sind die Stunden in den regulären Stundenplan der jeweiligen Institutionen integriert?

Laura Taylor: Nein, die Englischstunden laufen getrennt vom generellen Stundenplan ab, in der Volksschule zum Beispiel findet er nach dem regulären Unterricht statt. Es ist wie ein Freifach, das die SchülerInnen extra besuchen. Ich hole die Kinder, die meinen Kurs besuchen, von der Nachmittagsbetreuung in ihrer Klasse ab und begleite sie danach auch wieder zurück.

Wie sieht das Konzept des Unterrichts aus?

Taylor: Jede Stunde behandelt ein anderes Thema und dauert je nach Alter der Kinder zwanzig, dreißig oder vierzig Minuten. Es gibt viele verschiedene Methoden, um mit den Kindern zu arbeiten. Ich verwende z. B. "Flashcards", um in ein Thema einzusteigen, wir singen Lieder, wir spielen Spiele, wir lesen Bücher, lösen Aufgaben und wir basteln auch. Am Ende jeder Stunde bekommen die Kinder einen Aufkleber oder einen Stempel, die zeigen, dass sie erfolgreich am Unterricht teilgenommen haben. Wir unterrichten ausschließlich auf Englisch und das Hauptziel jeder Stunde ist es, dass Englisch lernen den Kindern Spaß macht.

Gibt es einen strengen Unterrichtsplan, an den Sie sich halten?

Taylor: Ja, ich halte mich an das Kursmaterial, aber wie die Stunde letztlich gestaltet wird, kann ich frei entscheiden, das mache ich von der Gruppe abhängig. Wenn eine meiner Gruppen zum Beispiel ein Lieblingsspiel oder -buch hat, das zum Thema der Stunde passt, nehme ich es mit hinein. Die Stunden drehen sich natürlich immer um das jeweilige Thema, aber alle Kinder reagieren ja unterschiedlich darauf.

Welchen muttersprachlichen Hintergrund bringen die Kinder mit?

Taylor: Sie haben alle einen unterschiedlichen Hintergrund, auch alle möglichen sprachliche Erfahrungen. Manche haben Deutsch als Erstsprache, manche als Zweit- oder sogar Drittsprache.

Wie gehen die Kinder mit der neu erlernten Sprache um?

Taylor: Ich beobachte, dass sie sich daran gewöhnen, Sprachen situationsgebunden anzuwenden. In der Schule sprechen sie z. B. Deutsch, in meiner Stunde Englisch - hier hören sie auch nur Englisch - zu Hause sprechen sie aber vielleicht eine andere Sprache, und mit den Großeltern vielleicht wieder eine andere. Kinder lernen sehr schnell, in bestimmten Situationen jeweils eine bestimmte Sprache zu verwenden.

Was schätzen Sie daran, Kindern Ihre Muttersprache beizubringen?

Taylor: Es gefällt mir, wie sie die Aussprache von gewissen Wörtern annehmen und ich mag es, dass ich ihnen durch Aktivitäten und Spiele ein bisschen von meiner Kultur zeigen kann. Viele Kinder sind neugierig, woher ich komme und sind sehr interessiert daran, was man in England so tut oder was man dort isst.

Inwiefern wirkt sich frühes Sprachenlernen auf den zukünftigen Bildungsprozess der Kinder aus?

Taylor: Ich denke, wenn man Kindern die Möglichkeit gibt, sehr früh eine andere Sprache zu lernen, gibt man ihnen auf diese Weise wertvolle Werkzeuge für ihren weitere Bildungsweg mit. Wenn Sprachen lustvoll vermittelt werden und es den Kindern Spaß macht, sie zu lernen, dann werden sie später dem Lernen gegenüber viel empfänglicher, denn dann haben sie auch schon mehr Selbstvertrauen in der Anwendung der gelernten Sprache. (Jasmin Al-Kattib, 23. August 2010, daStandard.at)