Wiener Neustadt/Wien - In Kürze steht fest, ob es im Zusammenhang mit der Mitte 2001 in die Pleite geschlitterten Buch- und Papierhandelskette Libro AG in absehbarer Zeit zu einem Prozess kommen wird. Der Sprecher des Wiener Oberlandesgerichts (OLG), Raimund Wurzer, bestätigte am Montag einen entsprechenden Bericht der Tageszeitung "Die Presse": "Zwei der fünf Angeklagten haben die Anklage beeinsprucht. Sie wehren sich grundsätzlich gegen den darin geäußerten Tatverdacht." Ob den Einsprüchen stattgegeben wird, wird das OLG laut Wurzer "vermutlich noch vor Monatsende" entscheiden.

Die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt legt den verantwortlichen Libro-Managern - angeklagt sind der ehemalige Generaldirektor André Rettberg, der ehemalige Finanzvorstand Johann Knöbl, Ex-Aufsichtsratsvorsitzender Kurt Stiassny, Stiassnys Stellvertreter Christian Nowotny sowie der Wirtschaftsprüfer Bernhard Huppmann - Untreue, Beteiligung an Untreue, schweren Betrug und Bilanzfälschung im Sinne des § 255 Aktiengesetz zur Last. Der Libro-Jahresabschluss 1998/1999 soll manipuliert, der Gang an die Börse damit auf rechtswidrig geschönte Weise erfolgt sein. Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung.

Sollte das OLG die Einsprüche gegen die 54 Seiten starke Anklage verwerfen, dürfte im kommenden Jahr im Landesgericht Wiener Neustadt der Prozess über die Bühne gehen, in dem es für die Angeklagten um bis zu zehn Jahre Haft geht. Falls den Einsprüchen stattgegeben wird, wäre wieder die Staatsanwaltschaft am Zug, die ihre Anklage wohl modifizieren müsste. (APA)