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Das Vertrauen in den Aufschwung in Deutschland ist unerschütterlich.

Foto: AP/Miguel Villagran

Berlin - Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) erhöhte seine Prognose für 2010 massiv, die Experten erwarten deutlich mehr als drei Prozent Wachstum. Auch die Regierung will ihre Prognose nach oben korrigieren, die Deutsche Bundesbank hob ihre Prognose bereits kräftig auf rund drei Prozent an. Allerdings soll die konjunkturelle Dynamik im zweiten Halbjahr weniger stark ausfallen.

Im Gesamtjahr erwartet der DIHK nach einem Bericht des Hamburger Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" nun ein Wirtschaftswachstum von 3,4 Prozent. Bisher ging der Verband von einem Wachstum von 2,3 Prozent aus. Aber nicht allein der boomende Export sei die Ursache für die besseren Aussichten: "Der Aufschwung gewinnt an Breite", sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben dem Magazin. Die Unternehmen investierten branchenübergreifend wieder mehr. "Sogar der Konsum zieht wegen der erfreulichen Arbeitsmarktentwicklung langsam an."

Das Wachstumstempo des zweiten Quartals dürfte aber nicht zu halten sein. Das Bruttoinlandsprodukt war von April bis Juni um 2,2 Prozent gewachsen, so rasant wie seit mehr als zwei Jahrzehnten nicht mehr.

Angesichts des starken zweiten Vierteljahres seien die Prognosen vieler Ökonomen Makulatur, schrieb die Zeitung "Euro am Sonntag". Ein Dreier vor dem Komma sei durchaus möglich, sagte der Konjunkturchef des Münchner Instituts für Wirtschaftsforschung (ifo), Kai Carstensen, dem Blatt. Allerdings werde das Institut vor dem Herbstgutachten am 14. Oktober keine neue Prognose veröffentlichen. Bis dato gehe das ifo-Institut von einem Wachstum von zwei Prozent aus.

Mindestens drei Prozent Wachstum

Auch das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) stehe vor einer Anhebung: "Im Moment erwarten wir für 2010 mindestens drei Prozent Wachstum", sagte Konjunkturchef Oliver Holtemöller zu "Euro am Sonntag". Die bisherige Prognose laute 2,1 Prozent - eine genaue Prognose werde am 15. September veröffentlicht. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW/Berlin) beurteilt die Aussichten ebenfalls optimistischer: DIW-Konjunkturexperte Vladimir Kuzin sagte dem Blatt, man gehe von einem Wachstum von gut drei Prozent oder leicht darüber aus. Das Institut hatte seine Prognose für das laufende Jahr zuletzt im Juni von 1,7 Prozent auf 1,9 Prozent angehoben.

Die deutsche Regierung wird ihre Konjunkturprognose für 2010 laut Finanzministerium deutlich nach oben schrauben. "Hinsichtlich der Wachstumserwartungen für das gesamte Jahr 2010 besteht angesichts der aktuellen Datenlage und der gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen erheblicher Korrekturbedarf", schreibt das Ministerium in seinem aktuellen Monatsbericht. Bisher war die Regierung in Berlin für 2010 von einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 1,4 Prozent ausgegangen. In Regierungskreisen erwartet man inzwischen einen Zuwachs um bis zu drei Prozent. Ihre neue Prognose legt die Regierung im Oktober vor.

Das Ministerium schrieb weiter, die Dynamik werde in der zweiten Jahreshälfte 2010 wahrscheinlich erheblich weniger stark ausfallen. Auch Finanzexperten rechnen mit einer Abkühlung der deutschen Konjunktur in den kommenden Monaten. Nach Angaben des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) ist der Grund dafür die schwache Konjunkturentwicklung in anderen Euro-Ländern und den USA. (APA)