Im Dezember 2000 war Christoph Schlingensief zu Gast im derStandard.at-Chat.

Foto: STANDARD/Cremer

Wien - Schlingensief ist überall: Vor zwei Tagen noch weilte der rasende Christoph in Frankfurt am Main und erklärte seine Rückkehr in die Politik ("Man muss der angeblichen Neuen Mitte ihre Grenzen zeigen. Alle wollen heute Politik der Mitte machen. Dabei steht man in der Mitte doch zwischen zwei Welten."). Gestern flog er nach Wien, um im Schauspielhaus Schlingensiefs Ausländer Raus zu präsentieren, die Dokumentation der Container-Aktion, die er gemeinsam mit STANDARD-Feuilleton-Leiter Claus Philipp und Dramaturg Matthias Lilienthal bei Suhrkamp herausgegeben hat.

Dazwischen war er Gast in den STANDARD-Räumen der Herrengasse und stellte sich den Fragen der Leser beim derStandard.at-Chat. Hier einige Highlights im Auszug:

  • über die Gegenwart: "Die Zeit ist gut - die Zeit ist schlecht - die Zeit ist genau wie wir, sagt Herbert Marcuse und ich schließe mich dieser Meinung an."
  • über die Zukunft: "Ich glaube, dass nach der Ära des Zynismus nun eine Zeit des Pathos anbrechen wird, wichtig dabei ist, ich meine ein persönliches, ich-bezogenes Pathos und kein Haider'sches Massenbetrugs-Pathos."
  • über seine Weihnachtswünsche: "...dass meine Eltern mit meiner österreichischen Freundin und mir in Tirol feiern. Das Ticket haben sie schon, aber mein Vater weigert sich. Ruft meine Eltern doch mal an und sagt ihnen, dass ich mir das wünsche.
  • über seine persönlichen Grenzen: "Eigentlich sind meine Eltern meine innere Grenze, aber sie haben mich nach der ersten Folge von U3000 verstoßen. Somit bin ich wieder ganz bei mir angekommen. Und meine Grenze ist meine Mitte, denn die Mitte ist die Grenze zu zwei Welten."
  • über die subversive Kraft des Pathos: "Pathos ist eine Form von Selbstbeschmutzung. Selbstbeschmutzung ist eine Sucht, Suchtverhalten ist meist subversiv, weil es dem Idealzustand entgegenarbeitet."
  • über tropische Wälder: "Ideal zum Nachdenken."
  • über seine ersten Assoziationen zu Jörg Haider: "Hey dubi dubi." (DER STANDARD, Printausgabe, 14.12.2000)