Seoul - Südkorea will einen neuen Versuch unternehmen, Nordkorea bei bilateralen Gesprächen zur Einstellung seines mutmaßlichen Kernwaffenprogramms zu bewegen. Die Regierung wolle bei der an diesem Sonntag beginnenden neuen Ministerrunde "Nordkorea energisch drängen, seine Haltung zu ändern und die Entwicklung von Atomwaffen aufzugeben", teilte der Nationale Sicherheitsrat nach einer Sitzung in Seoul am Samstag mit. US-Regierungsbeamte hatten zuvor mitgeteilt, dass die nordkoreanische Seite bei den am Freitag in Peking beendeten Gesprächen mit den USA und China über den Atomstreit mit Pjöngjang den Besitz von Nuklearwaffen zugegeben habe.

Südkorea werde seine Bemühungen um eine friedliche Beilegung des Atomstreits in enger Zusammenarbeit mit den USA und anderen Ländern fortsetzen, hieß es in der in Seoul herausgegebenen Erklärung weiter. Bei den geplanten dreitägigen Ministergesprächen in Pjöngjang über eine Verbesserung der innerkoreanischen Beziehungen wolle Südkorea auch von Nordkorea Aufklärung über die "wahren Absichten" hinter dessen Kernwaffenprogramm verlangen, sagte unterdessen ein Sprecher des Vereinigungsministeriums in Seoul. Bei den beiden vorangegangenen Versöhnungsgesprächen im Oktober und Janaur hatte Nordkorea einer Zusammenarbeit für eine friedliche Lösung der Nuklearfrage zugestimmt, jedoch keine Zugeständnisse gemacht.

Wiederaufnahme

Die südkoreanische Delegation unter Leitung von Vereinigungsminister Jeong Se Hyun wollte am Sonntag per Direktflug nach Nordkorea reisen. Seoul hatte am Montag einem Vorschlag Pjöngjangs zur Wiederaufnahme der Gespräche zugestimmt. Nordkorea hatte die zunächst für Anfang April geplanten Gespräche zuvor platzen lassen.

Der südkoreanische Außenminister Yoon Young Kwan hatte am Freitag nach einer Unterredung mit dem US-Beauftragten James Kelly vor einer ernsthaften Bedrohung der geteilten Halbinsel und ganz Nordostasiens gewarnt, falls sich Nordkorea tatsächlich im Besitz von Kernwaffen befinde. Kelly, der die US-Delegation in Peking geleitet hatte, unterrichtete bis Samstag in einer Reihe von Treffen die Regierung in Seoul von den Dreier-Gesprächen in der chinesischen Hauptstadt.

"Es scheint wahr zu sein, dass Nordkorea behauptet hat, im Besitz von Atomwaffen zu sein", zitierte die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap einen ranghohen Regierungsbeamten in Seoul. Die Gespräche hätten die Vermutung bestätigt, dass Nordkorea ein oder zwei Atombomben habe, sagte demnach der Beamte. Kelly vereinbarte mit der südkoreanischen Regierung, das weitere Vorgehen im Konflikt mit Nordkorea zusammen mit Japan zu besprechen. Der US-Gesandte reiste anschließend nach Tokio weiter. (APA/dpa/Reuters)