Mit der Einreichung der Unterlagen für den Börsengang von General Motors (GM) ist klar, mit welchem Fahrplan der neue GM-Chef Daniel Akerson im September antritt: Er hat die heikle Aufgabe, im Oktober/November einen adäquaten Börsenpreis festzusetzen. Nicht so hoch, dass er Aktionäre verscheucht - und nicht zu niedrig, auf dass die US-Regierung ihren Einstieg bei GM vor einem Jahr vor der Öffentlichkeit als ganz verlorenes Geschäft rechtfertigen muss.

Der 61-jährige Finanzmann Akerson wird für diesen Balanceakt als besser geeignet angesehen als der 68-jährige Ed Whitacre, dem es in seiner nur achtmonatigen Amtszeit immerhin gelungen war, das Ruder herumzureißen und das schwer angeschlagene Unternehmen wieder in die schwarzen Zahlen zu fahren. Whitacre, der bis Ende des Jahres Präsident des Verwaltungsrats bleibt, ging aus eigenen Stücken, da er, wie er sagte, seine Mission beendet habe.

Akerson wurde wie Whitacre in Telekommunikationsunternehmen beruflich sozialisiert. In den vergangenen sieben Jahren arbeitete er als Geschäftsführer des Finanzinvestors Carlyle Group - einem Unternehmen, dessen Mitarbeiter traditionell einen engen Draht zur Politik haben, wenn auch nicht zu der Partei des Barack Obama. So haben die beiden früheren US-Präsidenten, sowohl Vater als auch Sohn George Bush, für Carlyle gearbeitet. Akerson wurde nach der Verstaatlichung von General Motors von der US-Regierung in den Verwaltungsrat entsandt.

In den vergangenen zwei Jahren hat GM mehrere Vorstandschefs verschlissen - Rick Wagoner, Fritz Henderson und Ed Whitacre. Als Mitglied des GM-Verwaltungsrates war Akerson maßgeblich an der Absetzung des nur acht Monate eher glücklos agierenden Henderson beteiligt gewesen.

Doch soll sich Akerson für den neuen Job, der seinen beruflichen Lebensmittelpunkt nach Detroit katapultiert, nicht aktiv bemüht haben. Erst kürzlich hat er sich ein Haus in der Nähe von Washington D.C. bauen lassen - in der Nähe eines Golfplatzes, denn Akerson ist ein begeisterter Golfer.

Die Medien taxieren Akersons Vermögen auf rund 190 Millionen Dollar, (148 Millionen Euro). Zusammen mit seiner Frau Karin - die beiden haben drei erwachsene Kinder - ist er in der republikanischen Partei aktiv. In den letzten Präsidentschaftswahlkämpfen spendeten sie für George W. Bush und John McCain. Johanna Ruzicka, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20.8.2010)