Es müssen höhere Mächte im Spiel sein, denn wissenschaftlich kann man es nicht erklären. Das Seltsame, gänzlich Unerklärbare passiert, wann immer ich Grey's Anatomy schauen will. Das ist selten genug, denn in Serie genossen, gehen einem die langzeitpubertierenden Weißkittel relativ schnell auf die Nerven. Also die erste Staffel zur Gänze, danach bin ich zwei-, dreimal im Jahr willens reinzuschauen. Es geschieht mit der besten Absicht, um mir zu versichern, dass eh alles beim Alten ist.

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Es geht nur nicht. Denn jedes Mal, wenn ich mich entschließe, eine neue, mir gänzlich unbekannte Folge von Grey's Anatomy zu schauen - sehe ich dieselbe Folge. Es ist die, in der Doktor Izzy ihrem herzkranken Denny auf hochdramatische Weise ein Spenderherz verschaffen will. Doktor Richards Nichte hat einen Rückfall ihrer Krebserkrankung, und Doktor Burke kann nach einer Schusswunde seine Finger nicht bewegen.

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Die Folge ist gut, spannend, emotionale Achterbahnfahrten, jedes Mal nimmt sie mich mit. Wie gesagt, jedes Mal, egal auf welchem Sender, egal zu welcher Jahreszeit: Weiter bin ich nicht gekommen. Insgesamt gibt es 126 Folgen von Grey's Anatomy. Sind hier höhere Mächte im Spiel? Kollege Taschwer verweist auf Das Gesetz der Serie, Paul Kammerers 1919 erschienene Wiederholungslehre. Kammerer glaubte nicht an Zufälle, sondern an ein universelles Naturgesetz.

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Eine Erklärung, die zu viele Antworten offenlässt. Übersinnlich gedeutet könnte man nämlich meinen, diese eine Folge soll mir etwas sagen. Nur was? Dass nicht das Leben wie Grey's Anatomy Wiederholung ist? Oder vielleicht doch nur, dass Fernsehen ewige Wiederholung ist ... (Doris Priesching, DER STANDARD; Printausgabe, 19.8.2010)

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