Bagdad/Falluja - Der aus Sicherheitsgründen geheim gehaltene beschleunigte Abzug der US-Kampftruppen hat die politische Führung und die Kommandanten der Sicherheitskräfte im Irak überrascht. Sie reagierten am Donnerstag mit Beschwichtigungsversuchen und Appellen zur Geschlossenheit.

Staatspräsident Jalal Talabani forderte die Parteiführer auf, sich endlich auf die Bildung einer "Regierung der nationalen Partnerschaft" zu einigen. Sprecher der Sicherheitskräfte in den Provinzen Anbar und Tamim erklärten, die Zahl der US-Soldaten in ihren jeweiligen Einsatzgebieten habe sich in den vergangenen Tagen nicht verringert.

Aufruf gegen Zwietracht

"Ich rufe alle Parlamentarier, die Parteipolitiker und die Journalisten auf, alles zu unterlassen, was Zwietracht sät und die Stabilität unseres Landes gefährdet", sagte Präsident Talabani. Unterdessen machten neue Gerüchte über eine mögliche Einigung zwischen der Partei des säkularen Ex-Regierungschefs Ijad Allawi und der Bewegung des radikalen Schiiten-Predigers Muktada al-Sadr in Bagdad die Runde. Allawis Partei hatte bei der Parlamentswahl Anfang März zwar die meisten Sitze errungen. Um eine Regierung zu bilden, bräuchte Allawi jedoch Koalitionspartner.

Viele Iraker glauben, dass der politische Stillstand eine Ursache für die Zunahme der Terroranschläge in den vergangenen Woche ist. Am Donnerstag starb ein Zivilist, als in Bagdads Al-Bajaa-Viertel eine Bombe neben einem Gerichtsgebäude detonierte. Das meldete die Polizei. Nach Informationen der irakischen Nachrichtenagentur Al-Yaqen wurden in der westlichen Anbar-Provinz drei Polizisten getötet.

Der Polizeichef der zur Anbar-Provinz gehörenden Stadt Falluja, Mohammed Fajjad, sagte der Nachrichtenagentur dpa: "Aus der Anbar-Provinz sind heute keine US-Soldaten abgezogen, alle sind noch in ihren Kasernen und mich hat auch niemand über einen geplanten Abzug von hier informiert." General Samir Abdel Karim, der Kommandant der 12. Division der irakischen Armee, sagte in der nördlichen Öl-Stadt Kirkuk: "Die US-Kampftruppen kommen ihren Aufgaben immer noch nach, auch was die logistische Unterstützung für unsere Truppen angeht." (APA/dpa)