Entwicklung der US-Truppenstärke im Irak seit Beginn des Irak-Krieges.

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Konvoi auf dem Weg nach Kuwait

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Zwei US-Soldaten winken einem Panzerfahrzeug, das bei Khabari die Grenze zu Kuwait überquert.

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Hinter der Grenze werden die Maschinengewehre abmontiert

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Bagdad - Mehr als sieben Jahre nach dem Einmarsch im Irak haben die US-Streitkräfte ihre letzte komplette Kampfbrigade aus dem Land abgezogen. Früher als erwartet überquerte Donnerstag in der Früh die 4. Stryker-Brigade der 2. Infanteriedivision die Grenze zu Kuwait, wie die Armee bestätigte. Der Irak steckt derzeit in einer politischen Krise, und es gilt als fraglich, ob die irakischen Sicherheitskräfte demnächst allein für Sicherheit sorgen können.

Die letzten Soldaten der 4. Stryker-Brigade der 2. Infanteriedivision hätten gegen 6.00 Uhr Ortszeit (05.00 Uhr MESZ) den Irak Richtung Kuwait verlassen, sagte Oberstleutnant Eric Bloom. Die Fahrt mit 360 Militärfahrzeugen und 1.200 Soldaten nach Kuwait hatte zwei Tage gedauert. Weitere 4.000 US-Soldaten wurden aus dem Irak ausgeflogen.

Kampfeinsatz sei noch nicht beendet

Die US-Regierung hat einen Medienbericht dementiert, wonach ihre letzten Kampftruppen den Irak vorzeitig verlassen haben. Der Kampfeinsatz sei noch nicht beendet und werde bis zum 31. August andauern, sagte ein ranghoher Mitarbeiter der Regierung am Mittwoch. Der Sender NBC News hatte zuvor berichtet, gut sieben Jahre nach dem Einmarsch in den Irak hätten die letzten US-Kampftruppen das Land am Mittwoch vorzeitig verlassen und seien auf dem Weg nach Kuwait.

Die Art des Einsatzes ändere sich erst zum 31. August, wenn die (Kampf-)Brigaden, die derzeit noch im Irak seien, umgewidmet würden zu Brigaden, die beraten und assistieren. sagte der Mitarbeiter. Der Bericht von NBC sei verfrüht.

Obama geht auf Urlaub

US-Präsident Barack Obama hatte am Mittwochnachmittag vor Bekanntwerden der Nachricht im US-Bundesstaat Ohio gesagt: "Wir halten das Versprechen, das wir gemacht haben. Unsere Kampfmission drüben im Irak wird vorbei sein." Der Präsident wollte am Mittag (Ortszeit) in den Urlaub fliegen. Es wurde erwartet, dass er sich vorher zu dem Abzug äußert.

Der Sprecher des US-Außenministerium, Philip Crowley, bezeichnete den Abzug als "historischen Moment". Das langfristige US-Engagement im Irak ende damit jedoch nicht, sagte er dem US-Fernsehsender MSNBC. Nun sind noch rund 56.000 US-Soldaten im Irak stationiert. Bis zum 1. September sollen nach Armeeangaben noch 6.000 Soldaten von Kampfeinheiten das Land verlassen, die im Irak verstreut im Einsatz sind.

Vollständiger Abzug bis 2011

Durch den Abzug der Brigade ändert sich in der Praxis wenig. Die USA hatten am 7. August ohnehin die Verantwortung für alle Kampfaufgaben an das irakische Militär übertragen. Seitdem verlässt ein stetiger Strom amerikanischer Truppen über die Straßen und Luftwege das Land. Nachdem die US-Soldaten im Juni 2009 die irakischen Städte verlassen hatten, haben sie sich mehr und mehr auf Beratung und Ausbildung der einheimischen Sicherheitskräfte konzentriert. Dies wird ab dem 1. September dann auch formell die Aufgabe der verbliebenen Einheiten sein. Bis Ende 2011 sollen alle US-Soldaten abgezogen sein.

Der Abzug der US-Armee ist im Irak umstritten. Einerseits geht ein Einsatz zu Ende, den viele Iraker als Besatzung empfanden. Der irakische Generalstabschef Babaker Sebari warnte andererseits vergangene Woche, sein Land werde erst 2020 in der Lage sein, allein für seine Sicherheit zu sorgen.

Schwierige Regierungsbildung

Der Irak steckt seit Monaten in einer politischen Krise. Seit der Parlamentswahl Anfang März ist es nicht gelungen, eine neue Regierung zu bilden. Die Koalitionsverhandlungen zwischen den beiden größten Bündnissen wurden Anfang der Woche abgebrochen. Der US-Regierung war es jedoch wichtig, ihren Zeitplan für den Abzug aus dem Irak einzuhalten, unter anderem, weil sie derzeit ihre Truppen in Afghanistan aufstockt.

Der Einmarsch der US-geführten Truppen in den Irak im März 2003 war international höchst umstritten. Während Großbritannien und andere Länder den Einsatz unterstützten, wandten sich unter anderem Deutschland und Frankreich dagegen. Die damalige US-Regierung von George W. Bush hatte den Einmarsch damit begründet, der irakische Machthaber Saddam Hussein verfüge über Massenvernichtungswaffen. Derartige Waffen wurden nach dem Einmarsch aber nie gefunden.

Der Irak-Einsatz kostete die USA hunderte Milliarden Dollar, mehr als 4.400 US-Soldaten starben. Seit dem Einmarsch kamen laut einer Zählung der Internetseite Irak Body Count bis Mitte Juli diesen Jahres 106.071 Zivilisten ums Leben. (APA/Reuters)