Kaum zu glauben: Das gute alte Telefonbuch wird angeblich noch immer häufig verwendet

Foto: STANDARD/Beigelbeck

Wien - "Print ist noch lange nicht tot", sagt Margit Kaluza-Baumruker. Die Marketingdirektorin des Herold-Verlages spricht damit die Zukunft des Telefonbuches an: Laut der Cawiprint-Studie des Marktforschungsinstituts GfK aus dem Jahr 2009 würden auch im digitalisierten Zeitalter "neun von zehn Österreichern das Druckprodukt benutzen".

Geringe Abbestellquote

Dass die kleingedruckten, aber umweltfreundlich produzierten Wälzer an Betreiber eines Festnetzanschlusses alljährlich unaufgefordert zugestellt werden, sei demnach als Dienstleistung im Interesse der Datenaktualität zu verstehen, betont die Telefonbuchexpertin. Außerdem: Wer das Druckwerk nicht benötige, könne es abbestellen und sich damit jährlich 2,66 Euro Portogebühr ersparen: "Der Telefonrechnung liegt die Info bei, unter welcher Telefonnummer das zu geschehen hat." Wobei sich "die durchschnittliche Abbestellquote seit Jahren nur um die fünf Prozent herum bewegt".

Nummerkompendium für Telefon- und Handykunden

Mit der Aufgabe, ein alle Telefon- und Handykunden, die eingetragen werden wollen, umfassendes Nummerkompendium zu drucken und herauszugeben - der sogenannten Universalverpflichtung laut Telekommunikationsgesetz -, wurde die Firma Herold von der Telekom beauftragt. Darüber hinaus wird auf örtlicher, bezirksweiter und regionaler Ebene von unterschiedlichen Anbietern eine Vielzahl weiterer Nummernverzeichnisse produziert.

Telefonbuchflut

Das könne zu dem Eindruck manches Telefonanschlussbesitzers beitragen, einer wahren Telefonbuchflut ausgesetzt zu werden, konzediert die Herold-Sprecherin. Die Attraktivität der Produkte aus dem eigenen Haus jedoch sieht sie durch das sogenannte Call-tracking-Programm untermauert.

"Gelbe Seiten"

Dabei erscheinen auf bezahlten Inseraten in den gedruckten "Gelben Seiten" - Normaleinträge sind kostenfrei - spezielle Telefonnummern, mit Einverständnis der Firma. Wer sie wählt, erreicht die inserierende Firma. Kaluza-Baumruker: "Allein Hansaton-Hörgeräte hat auf diese Art binnen eines Jahres 705 Anrufe erhalten, die Reifenfirma Lindner 580, der Teppichhändler Adil Besim 434."

Mobiles Zusatzangebot

Nicht von der gesetzlichen Universalverpflichtung mit erfasst sind die von Herold ebenfalls verbreiteten Onlinetelefonbuchvarianten und mobilen Applikationen. Diese würden als "Zusatzangebote" vermarktet, erläutert Kaluza-Baumruker - und zunehmend genutzt. Zu einer gleichzeitigen Abkehr vom traditionellen Druckwerk müsse das jedoch keineswegs führen. (and, bri, DER STANDARD Printausgabe 19.8.2010)