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Im Juli 2007 richtete ein US-Helikopter in Bagdad ein Massaker an Zivilisten an. Wikileaks veröffentlichte ein Video aus dem Cockpit, welches den Vorfall weltweit bekanntmachte.

 

Foto: Wikileaks/AP

Stockholm/Wien - Der Enthüllungs-Website Wikileaks will sich nun besser vor juristischen und medialen Angriffen schützen. Die darauf veröffentlichen Geheimdokumente - darunter zum US-Einsatz in Afghanistan - sollen künftig auf Servern der schwedischen Piratenpartei gelagert werden. Sie sollen damit vor Zugriffen der schwedischen Regierung und der US-Behörden geschützt werden.

"Lagern die Daten auf einem normalen Server, gibt es ein hohes Risiko, dass sie beschlagnahmt werden. Bei einer politischen Partei gibt es dafür einen höheren politischen Preis für die Exekutive zu zahlen" , sagte Anna Troberg, Vizechefin der Piratenpartei.

Wikileaks-Gründer Julian Assange will nicht nur seine Webseiten vor dem Zugriff der Vereinigten Staaten schützen, sondern auch sich selbst. Er fühle sich sogar physisch von der US-Regierung bedroht.

"Das Pentagon wurde gefragt, welches Gesetz es benutzen werde, um uns gefügig zu machen. Ein Sprecher antwortete, Gesetze wären für das Pentagon kein Thema" , sagte Assange, und verwies auf zwei Wikileaks-Informanten, die in Kenia ermordet worden seien. Indes wies das Pentagon einAngebot von Wikileaks zur Zusammenarbeit bei der Bearbeitung von rund 15.000 weiteren Dokumenten zurück, die die Plattform demnächst im Internet veröffentlichen will. Wikileaks hatte angeboten, sensible sicherheitsrelevante Passagen zu schwärzen - etwa um afghanische Informanten vor Racheakten zu schützen.

Weltweit verstärken Regierungen ihre Angriffe auf den Aufdecker-Website, der imJuli mit der Veröffentlichung von 15.000 Seiten an geheimen US-Papieren Schlagzeilen machte. Die thailändische Regierung sperrte am Mittwoch aus "Sicherheitsgründen" gänzlich den Zugang zu den Seiten. Wikileaks stellte in der Vergangenheit immer Berichte online, in denen die Regierung in Bangkok kritisiert wird.

Geheimpapiere online zu stellen sei "extremunglücklich" und würde "Geheimnisverrat" darstellen, warnte David Petraeus, US-Kommandant in Afghanistan.

Auch ein Sprecher der deutschen Afghanistan-Truppe verurteilte Wikileaks als "moralisch unverantwortlich" , da die Sicherheit der Soldaten dadurch gefährdet werde; die Veröffentlichung sei "strafrechtlich relevant" . Sowohl das deutsche als auch das US-Militär warnten Wikileaks vor der Veröffentlichung weiterer Daten.

Informanten in Gefahr

Kritik übte auch "Reporter ohne Grenzen" : Die Publikation der Namen geheimer Informanten unter den Taliban in Afghanistan könnte diesen das Leben kosten.

Es sei noch nie jemand durch Wikileaks-Veröffentlichungen zu Schaden gekommen, erwiderte Assange. "Beim Umgang mit so ernsten Themen und so großen Mengen an Daten müssen wir ein gewisses Risiko akzeptieren. Unsere Daten können auch viele Leben retten." Wikileaks wurde 2007 von Assange gegründet, um Aufdeckern aus aller Welt eine Plattform zu geben. (Alexander Fanta/DER STANDARD, Printausgabe, 19.8.2010)