Sotschi - Zwei Jahrzehnte nach dem Rückzug sowjetischer Soldaten aus Afghanistan hat Russland dem afghanischen Präsidenten Hamid Karsai Hilfe im Kampf gegen Extremisten zugesichert. Sein Land werde Afghanistan selbstverständlich unterstützen, sagte der russische Präsident Dmitri Medwedew am Mittwoch vor einem Gespräch mit Karsai in Sotschi am Schwarzen Meer. Karsai hatte erklärt, sein Land sei auf die Hilfe von Nationen wie Russland angewiesen.

Beobachtern zufolge versucht Russland, seinen Einfluss in dem vom Krieg gezeichneten Land am Hindukusch und den Nachbarrepubliken auszudehnen. Die Sowjetunion hatte im knapp zehn Jahre andauernden Krieg gegen die afghanischen Mudschaheddin eine schwere Niederlage erlitten. Rund 15.000 sowjetische Soldaten wurden getötet.

Russland lehnt die Entsendung von Soldaten nach Afghanistan ab. Allerdings hatte sich die Regierung in Moskau die Möglichkeit offengehalten, Transporthubschrauber zu stellen, um den Kampf gegen Aufständische zu unterstützen.

Sicherheitsgipfel

Medwedew hatte Karzai und den pakistanischen Präsidenten Asif Ali Zardari zu einem regionalen Gipfel über die Sicherheit am Hindukusch empfangen. Vor dem offiziellen Beginn des Treffens in Sotschi am Schwarzen Meer kam Medwedew mit den beiden Staatsmännern Mittwoch früh jeweils zu einem bilateralen Gespräch zusammen, wie die russische Regierung mitteilte. An dem Gipfel soll auch der Präsident Tadschikistans, Emomali Rachmon, teilnehmen. In gleicher Zusammensetzung war das Quartett bereits 2009 in der tadschikischen Hauptstadt Duschanbe zusammengekommen.

Karzai dankte Medwedew den Angaben zufolge für das russische Interesse an der Entwicklung am Hindukusch. "Afghanistan wird die Unterstützung von Freunden und großen Ländern wie Russland brauchen", sagte der afghanische Präsident. Medwedew sagte demnach die Unterstützung seiner Regierung für den Kampf gegen die radikalislamischen Taliban zu. Außerdem sei Moskau zum Aufbau wirtschaftlicher Beziehungen mit Afghanistan bereit. "Wir leben in derselben Region - das schafft gemeinsame Probleme und Aussichten", sagte er. Das Verhältnis beider Länder wird noch immer vom Afghanistan-Krieg der 80er Jahre belastet, aus dem sich die Sowjetunion 1989 nach zehn Jahren erfolglos zurückziehen musste.

Vier-Augen-Gespräch

In der Früh waren nach afghanischen Angaben auch Karzai und Zardari zu einem Vier-Augen-Gespräch zusammengetroffen. Afghanistan hat dem pakistanischen Geheimdienst mehrfach vorgeworfen, den Taliban-Aufstand zu unterstützen, und damit die Regierung in Islamabad erzürnt.

Die pakistanische Präsidentschaft hatte vergangene Woche erklärt, Zardari werde den zunächst auf zwei Tage angesetzten Besuch wegen der Hochwasserkatastrophe in seinem Land auf wenige Stunden verkürzen. Der Staatschef war in seiner Heimat massiv kritisiert worden, weil er nach dem Beginn der schweren Überschwemmungen eine mehrtägige Europareise fortgesetzt hatte statt in das Katastrophengebiet zu reisen. (APA)