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Posthumer Eroberungszug: Als Museumsexponate haben es Mammuts sogar bis nach Australien geschafft.

Foto: APA/EPA

London - Was die Ursache für das  Aussterben der Mammuts war, ist seit Jahrzehnten Gegenstand kontroversieller Diskussionen. Sieht man von Einzelhypothesen wie z.B. dem Auftreten von Epidemien oder gar Meteoriteneinschlägen ab, sammeln sich die Forscher im wesentlichen um zwei Grundpositionen: Die Tiere konnten sich an die klimatischen Veränderungen am Ende der Eiszeit nicht anpassen. Oder sie wurden vom Menschen bis zum Aussterben bejagt - die sogenannte "Overkill-Hypothese". Forscher haben mittlerweile berechnet, dass angesichts der geringen Vermehrungsrate der großen Säugetiere schon eine vergleichsweise geringe Verlustrate durch äußere Faktoren die Populationen stetig schwinden lassen konnte; zuletzt bis unter den kritischen Wert.

Beide Positionen können Argumente dafür liefern, warum nicht nur Mammuts, sondern auch andere Großtiere ihrer Zeit ausstarben. Für die Overkill-Hypothese spricht verschiedenes: Zum einen das zu durchaus unterschiedlichen Zeitpunkten stattfindende Artensterben in der jeweiligen Megafauna von Kontinenten und Inseln, das aber stets mit der Einwanderung der ersten Menschen parallel zu laufen schien. Zum anderen, dass die betroffenen Arten in völlig unterschiedlichen Klimazonen lebten - auch in der Mammut-Familie gab es unterschiedliche Spezies, die vor allem in Nordamerika von der arktischen Tundra bis hinunter in die Subtropen lebten.

Wälder statt Wiesen

Britische Forscher der Universität Durham haben das Aussterben der bekanntesten Mammutart genauer unter die Lupe genommen: des Wollhaarmammuts (Mammuthus primigenius). Ihre Ergebnisse, die im Wissenschaftsjournal "Quaternary Science Reviews" veröffentlicht wurden, stützen die Klima-Hypothese. Das Forscherteam hatte alte Aufzeichnungen über Blütenpollen untersucht und Entwicklungen in der Vegetation unter dem Einfluss von Klimaveränderungen simuliert, wie sie sich während und nach der letzten Eiszeit vor 21.000 Jahren ereignet hatten. Das Resümee: Die massive Klimaerwärmung habe die Grasflächen schwinden und - durch mehr Luftfeuchtigkeit und höhere Kohlendioxid-Konzentration in der Luft - Wald sprießen lassen. Weil die Weideflächen rar wurden, während die Wälder sich ausbreiteten, fanden Wollhaarmammuts und viele andere Säugetierarten nicht genug zu fressen. So seien die Populationen von Wollhaarmammuts, aber auch die von anderen Weidetieren wie Riesenhirschen und Wollnashörnern sowie die der von großen Beutetieren abhängigen Höhlenlöwen massiv zurückgegangen.

"Das Wollhaarmammut zog sich vor 14.000 Jahren nach Nord-Sibirien zurück, während es die 100.000 Jahre zuvor durch viele Teile Europas gewandert war", sagte Prof. Brian Huntley vom Institut für biologische und biomedizinische Wissenschaften an der Universität Durham. Der Mensch, der durch Jagd, aber auch den Wettbewerb um Lebensräume Einfluss auf die Tiere nahm, sei weit weniger beteiligt gewesen als bisher angenommen. Die Forscher aus Durham, die bei der Studie von Experten des Londoner Museums für Naturgeschichte, der Universität Bristol und der schwedischen Universität Lund unterstützt wurden, sehen in ihrer Arbeit auch mögliche Rückschlüsse auf die Folgen der schnellen Klimaerwärmung unserer Zeit: Große Säuger wie Elefanten und Nashörner seien die ersten bedrohten Arten. (red/APA)